Hallo,
wir hatten ja gestern im ADAC Rhein-Main Fahrsicherheitstentrum in Gründau ein Fahrsicherheitstraining von 8:00 bis 16:00h nur für Oldies. In die Phalanx der 107er hatten sich ein Opel GT und ein Datsun (leider genaues Modell vergessen) Oldtimer geschlichen. Der Opel GT hat das Herz des Instruktors - eines Opel Testfahrers - höher schlagen lassen. Anscheinend sind Oldtimer eher selten bei den Fahrsicherheitstrainings, denn der ADAC war sich nicht sicher, ob sie allen Belastungen standhalten würden und empfahl den Abschluss einer zusätzlichen Vollkaskoversicherung. Überraschend war auch. dass Fahrzeuge mit einem roten 07er Kennzeichen nicht hätten teilnehmen dürfen, da keine Zulassung und damit keine offizielle Versicherung für das Training möglich. Das Training kostete 189€, jeder Beifahrer schlug mit weiteren 25€ zu Buche, ohne dass der Beifahrer hätte fahren dürfen. Das ganze Anmelden und die Teilnahme hat aber hervorragend geklappt und so waren wir alle um 8:00h bei strahlendem Sonnenschein heiß auf das Training.
Zuerst ging es zu einem Vortrag mit Vorstellung des Trainers und der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Dem Trainer dämmerte langsam, dass er es mit einer Runde von Luxusfahrzeugen zu tun bekam, die empört die Frage nach Bremskraftverstärkern und Servolenkung bejahten. Aber beim ABS wurde es dann schon dünner und ESP gab es zu unserer Zeit sowieso nicht. Die Fahrzeuge mit ABS und Limited Slip Differential waren aber klar im Vorteil. Egal, wir wollten das volle und schonungslose Programm mit Wasser absolvieren. Wir fahren doch Mercedes-Benz und schauen auf den Opel Instruktor herab !!!
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Es ging harmlos los mit Slalom. Eng um die Pylonen, snaf und wenig lenken, dazwischen die Lenkung zur Stabilisierung gerade stellen und dann die nächste Pylone umrunden. Das klappte ganz gut. Wir sind top - Nein denkste! Erst mal mussten wir alle die Sitze richtig einstellen - so senkrecht wie möglich - Arme und Beine zu Lenkrad und Pedalen angewinkelt, egal wie dick der Bauch ist. Beide Hände gehören bei 3h und 9h - also links und rechts waagerecht - ans Lenkrad, Daumen auf dem Lenkrad. Das sollte uns der Instruktor immer wieder per Funkgerät in Erinnerung rufen. Wohlweislich waren unsere Funkgeräte stumm geschaltet, so dass er unsere Flüche nie hören konnte.
Jetzt ging es an Vollbremsung auf Asphalt mit top Grip und leichter Nässe. Wir haben unseren Bremsweg aus 50 km/h alle heftig überschätzt. Selbst nasser Asphalt brachte mit oder ohne ABS gute Ergebnisse. Jetzt ging es ins nächste Modul, wo der Belag schon deutlich weniger Grip hatte. Prompt waren die ABS Fahrzeuge klar im Vorteil. Die Nicht ABS Fahrzeuge mussten bei Ausbrechen des Fahrzeugs immer wieder die Bremse öffnen und mit Stotterbremse arbeiten. Das verlängert den Bremsweg. Der Instruktor belächtelte aber trotzdem unser ABS-II von Bosch. Es regelt nur 3 Mal pro Sekunde, heutige ABS Systeme regeln 100 Mal pro Sekunde. Das frühe ABS hat auf Schnee keinen großen Vorteil bei der Vollbremsung, weil ein Fahrzeug mit blockierenden Reifen einen Schneekeil aufbaut, der abbremst, Aber es bringt Lenkbarkeit !!!
Das zeigte sich dann in den nächsten Übungen. Jetzt wieder eine Stufe weniger Grip auf bewässerter Gleitfläche. Ausweichen vor plötzlichen Hindernissen und dann anschließend durch eine Gasse dahinter fahren. Hier zeigt sich, wer gute Reifen und einen langen Radstand hat. Die Traktion ist dann deutlich besser. Der Instruktor riet übrigens von Eco Reifen auf Oldies ab. Die müssten härter sein und weniger Verschleiß haben. Aber wir würden die sowieso nie abfahren und das würde bei Regen und Aquaplaning zum Nachteil gereichen. Also wird mein nächster Reifen kein Eco Contact mehr. Mit zarten Lenkbewegungen und Gefühl ging es um die Wasserfontäne herum oder aber das Auto wurde von oben und unten geduscht. Einige Seitenaufpralle hätten wir zu verzeichnen gehabt. Dann die noch schwierigere Übung: Das gleiche nicht mit Umfahren sondern mit Anbremsen, Umfahren und wieder Bremsen vor der Gasse dahinter. Mir ist dabei nach dem Hindernis immer das Heck beim nächsten Bremsen ohne ABS ausgebrochen. Da waren die ABS Fahrzeuge um Welten besser.
Jetzt kam ein Rundkurs auf einer nassen Gleitbahn. Es ging darum, das Fahrzeug anzustellen und im schönen Driftwinkel eine halbe Runde zu drehen. Ungeahnte Qualitäten traten dabei bei unserer Teilnehmerin zutage. Die meisterte das bravourös. Tritt man zu viel aufs Gas, dreht man sich, bei zu wenig bleibt der Driftwinkel klein. Wir haben das alle irgendwann hin bekommen. Danach kam eine Grupe mit jungen Fahrern und einer im neuen Ford Mustang fuhr vor. Das war erbärmlich gegen uns. Wir haben ihm zugerufen, ob ihm das unsere Frau mal vormachen soll in seinem Auto. Leider wollte er sich darauf nicht einlassen.
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Dann kam die Übung, vor der sich manche gefürchtet haben. Sowohl für ihr Fahrzeug als auch für sich selbst. Aber fast alle haben die Dynamikplatte gefahren. Dabei fährt man mit 30 km/h auf eine Gleitplatte und bei der Einfahrt wird die Hinterachse von einer Platte im Untergrund zur Seite gerissen und das Heck zum Ausbruch nach links oder rechts gebracht. Statt gefühlvollem Lenekn ist hier blitzschnelles Reagieren mit Umgreifen am Lenkrad gefragt. Eine Zehntelsekunde zu spät und das Auto dreht sich in Pirouetten. 2 Volldrehungen haben wir manchmal gesehen und beklatscht. Es stellte sich heraus, dass die Dynamikplatte 4 Stufen von Anfänger über Fortgeschrittener über Experte bis Profi kennt. Die beiden oberen Stufen konnte kein Oldie meistern. Aber die zweite haben einige nach Übung hin bekommen. Ausbruch des Hecks, blitzschnell das Lenkrad wieder nach vorne stellen, Heck greift wieder, dann den Gegenschwenker abfangen und dann war es meist geschafft. Wenn die Drehung begann, half nur noch Vollbremsung.
Es war nicht nur eine Riesengaudi, wir haben alle viel gelernt. Auch ich, der ja schon einmal ein solches Training bei der Verkehrswacht in Heilbronn mit dem 450 SL absolviert hatte. Dieses Training war zwar nur halb so teuer, aber es dauerte auch nur 4 Stunden und hatte viel weniger Module. Also so gesehen, war es dann doch gleich. Danke aber an den RT Heilbronn, der uns auf diese Idee gebracht hatte.
Zum Abschluss habe ich beim Abendessen im Golfclub oberhalb des Fahrsicherheitszentrums in viel erschöpfte aber glückliche Gesichter geschaut. Ich glaube, das werden wir in den kommenden Jahren wiederholen.
Für die Teilnehmer sammle ich die Bilder und werde sie dann in einer Dropbox zur Verfügung stellen.
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