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Wasser-/Ölkühler-Austausch - ein Erfahrungsbericht

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28 Aug. 2010 18:35 #78619 von topi
Kennt Ihr den Sketch von Loriot „Das Bild hängt schief“?

Ähnlich erging es mir, als ich nur den simplen Kühler an einem 280SLC austauschen wollte.
Der alte leckte und mindestens 1/3 der Lamellen waren zerstört. Dank der Teilenummer, einen identischen gebrauchten Kühler von Martin (aus diesem Forum) erstanden. Wir mussten jedoch beide lernen, dass es trotz identischer Teilenummern verschiedene Ausführungen gibt. Martin hatte zum Glück beide Varianten vorrätig.

Zuvor musste ich fast 2 Wochen warten, bis mir meine DB-Niederlassung neue Wasserschläuche und Schläuche für die Getriebeölkühlung liefern konnte.

Nachdem endlich alle Teile in der Garage lagen, machte ich mich motiviert ans Werk. Kühlwasserablass erfolgte durch einen chirurgischen Schnitt mit dem Tapetenmesser in den ollen unteren Kühlerschlauch. Nach Ablauf allen Kühlwassers entfernte ich alle Schläuche vom Kühler. Außer einem mussten alle erneuert werden. Die Kunststoffabdeckung hinter dem Kühler war auch ganz schnell entfernt, ebenso die Schläuche für die Getriebeölkühlung. Die alten sahen sehr porös aus, weshalb ich auch hier Ersatz liegen hatte. Die Schläuche sind beidseitig mit Überwurfmuttern ausgestattet, eine umgebende Feder bietet Schutz vor Beschädigung. Um das Auslaufen von Getriebeöl zu verhindern, muss man die offene Seite nach dem Abschrauben vom Kühler verschließen. Hierfür hatte ich mir zuvor von einem Hydraulikkomponenten-Lieferanten für ein paar Cent Kunststoffverschlusskappen besorgt. Die Dinger sind Gold wert und halten während des Kühleraustausches (der sich bei mir über eine Woche erstrecken sollte) zuverlässig dicht.

Anschließend 2 Schrauben gelöst, die den Wasserkühler mit dem Ölkühler verbinden. Nach dem Entfernen der Halteklammern hoffte ich, den Wasserkühler nach oben herausziehen zu können, ohne auch den Ölkühler entfernen zu müssen. Alle Versuche scheiterten, der Vorbesitzer hatte beide Kühler mit Unterbodenschutz „kalt verschweißt“, da half auch kein Kratzen, Hebeln, Biegen oder Hämmern. Was soll´s: Die zwei Ölleitungen sind schnell entfernt. Zuerst die obere geöffnet, die Überwurfmutter ließ sich danach mit den bloßen Fingern abdrehen. Und nun die untere: Verd….., sitzt die fest. Solides Werkzeug mußbher. Mit einem Schlüssel den Sechskant des Gewindes festgehalten, mit dem zweiten 24er die Überwurfmutter in die „Zange“ genommen. Überlegungen, das Gewinde zu erhitzen, schnell verworfen, ein bisschen Schmackes und…. wer sagt´s denn, sie dreht sich doch. Wenn auch schwer, letztlich habe ich gewonnen.

Jetzt geht alles ganz schnell. Kühler raus, Ölkühler seitlich abgezogen, gleich wieder mit neuem Wasserkühler verschraubt und wieder rein damit. Obere Ölkühlerleitung angeschraubt, jetzt die untere, aber was ist dass denn wieder für ein Sch…. Warum greift die Überwurfmutter nicht? Wo ist denn das Gewinde am Ölkühler geblieben? Damals wusste ich es noch nicht, aber heute: In der Überwurfmutter. Letztere ist aus Stahl gefertigt, das Gewinde aus Aluminium. Also wieder alles ausgebaut, Ölkühler geschnappt und damit zum örtlichen Metallbauer. Der hat Gott sei Dank einen passenden Gewindeschneider M22 x 1,5, aber was soll man schneiden, wenn da nichts mehr ist. Ein neues Gewinde anzufertigen wäre kein Problem, aber er lehnt die Reparatur ab, befürchtet er doch, dass beim Schweißen andere Stellen undicht werden oder sich das ganze Ding verzieht.
Wo jetzt Ersatz herbekommen? Martin? Ja, er hat auch so ein Teil an Lager (Hier nochmals mein Dank für Deine schnellen Lieferungen).
Zwischenzeitlich bin ich dann nach dem verlorenen Gewinde auf die Suche gegangen. Wie schon erwähnt, es hatte es sich in den Windungen der Überwurfmutter ganz bequem gemacht. Doch wie dort herausbekommen? Gewindebohrer ausgeliehen, doch der war ungeeignet, da er aufgrund einer großen Fase erst mit dem 3. oder 4. Gewindegang anfängt zu schneiden und dann direkt auf der Ölleitung aufsitzt. Zum Ausbauen der Überwurfmutter hätte ich die ganze Mimik der beiden Ölleitungen ausbauen müssen und bin mir nicht sicher, ob das denn geklappt hätte. Also musste eine andere Lösung her. Das intakte Gewinde des Ölkühlers als Gewindebohrer zu missbrauchen schlug fehl. So blieb nur noch mühsame Handarbeit mit Uhrmacherschraubendrehern. Doch auch hiermit sollte sich kein richtiger Erfolg einstellen, bis ich auf die Idee kam, eine Stahlreißnadel zu verwenden. Hiermit funktionierte es, wenngleich ich auch eine halbe Stunde benötigte, bis ich den letzten Aluminiumkrümel herausgepult hatte. Der Erfolg bestätigte sich damit, dass sich nun auch diese Überwurfmutter mit den bloßen Fingern bis zum Anschlag aufdrehen lässt. Sicherheitshalber werde ich bei der nächsten Montage etwas Graphit auf´s Gewinde geben, damit ich dem nächsten Festfressen vorbeuge.

Mittlerweile ist auch der Ölkühler eingetroffen, alle Komponenten sind wieder montiert und endlich brummt er wieder, der 280er.

So kann´s gehen. Geplant waren 3 Stunden, letztendlich dauerte die Instandsetzung 3 Wochen.

Hier ein Bild des Übeltäters:

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Gruß

Thomas





[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : topi am 28-08-2010 18:38 ][ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : topi am 28-08-2010 18:57 ]

280 SLC / Jaguar XKR-100 (LE) / Keilwerth SX90 / Ladyface M10

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28 Aug. 2010 18:53 #78620 von Oliver107
Hallo Thomas,

nette Geschichte! Hat in dieser oder ähnlicher Form wohl jeder Schrauber schon mal erlebt: Die Dichtung am Rücklicht erneuern wollen und in diesem Zusammenhang dann tagelang mit der Klimaanlage oder der Passform des neuen Kotflügels gekämpft.

Langjährige Partnerinnen von Hard-Core-Schrauber wissen daher, dass wenn wir uns mit den Worten "ich geh mal eben nach dem Ölstand schauen" und wir bis zum Mittagessen nicht zurück sind, sie mt dem Abendessen nicht auf uns warten müssen.

Viele Grüße

Oliver

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28 Aug. 2010 19:23 #78621 von gerd
Schöner Bericht!

Solche Geschichten hab ich auch schon hundertmale erlebt, man muss sich eine buddhistische Geduld anerziehen, sonst gibts Magengeschwüre und Brüllanfälle.

Gerade jetzt bei Volkers 111er Cabrio haben wir nahezu tägliche solche Erlebnisse. Im Zuge der Zylinderkopfüberholung lässt Volker alle Teile die mal so waren wieder gelbverzinken. Die Vorbereitungen dazu sind auch sehr sehr langatmig.

Gruß
Gerd

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28 Aug. 2010 19:23 #78622 von Turbothomas
"Gschwind" was machen ist immer mit längerem Zeitaufwand verbunden ....

Grüßle

Thomas

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28 Aug. 2010 19:59 #78623 von Nichtraucher
Hi,

jo, die Gewinde sind nach dem Abschrauben eingeebnet. Habe ich kürzlich auch erfahren müssen, da aber der undichte ÖK bei mir aber das Problem war, musste ich eh einen kaufen. Schlappe 500€ bei Mutter Benz.

Man bekommt die Dinger einzeln raus, wenn man die Laschen beseite biegt, ist schadlos möglich wenn man es nicht übertreibt. Als Stopfen habe ich Lärmstop genommen, sowas hat ein Kradler immer parat.
Die Gewinde der Muttern habe ich mit einem Schraubendreher, den ich angespitzt und gebogen habe, von den Aluresten der Stutzen befreit.
Gruß
Willy


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[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Nichtraucher am 28-08-2010 20:01 ]

500SL
Grand Cherokee WJ

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28 Aug. 2010 22:46 #78624 von gerd
Hier mal noch ein Bild von der Schrauberei in unserer Werkstatt

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Gerd[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : gerd am 28-08-2010 22:47 ]

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28 Aug. 2010 23:17 #78625 von Nichtraucher
Nabend

Diese blauen Gummihandschuh, welche den Schmier von meinen Händen weg halten, kann ich jedem nur empfehlen. Gibts in jedem Supermarkt bei den Haushaltswaren, sind besser und standfester als die OP-Latexhandschuh.

Ich war nie ein Freund solcher Überzieher, doch nachdem ich mich überwunden und da einige schmierige und dreckige Sachen, Alu polieren, Kette tauschen, Ölwechsel und so weiter, mit gemacht habe, mag ich sie nicht mehr missen.

Sind beim Krad inzwischen sogar im Bordwerkzeug.

Gruß
Willy

500SL
Grand Cherokee WJ

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