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Letzte Fragen vor Besichtigung
- Boulpy
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- Mad_Eye_Moody
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würde mich nicht so schnell entmutigen lassen. Eine TÜV-Plakette ist keinerlei Gewähr für ein sorgenfreies Leben im 107er. Es gibt furchtbare Hobel mit frischer Plakette und Topexemplare, bei welchen der Stempel wegen einer billigen Kleinigkeit verwehrt wurde. Ein zusammengeschusterter Unfallwagen kann neuen TÜV haben, ein unfallfreies Exemplar ohne Rost wegen festgegammelter Bremsen nicht. Letzterer wäre mir trotzdem viel lieber.
Wenn Dein Auserwählter mit dem ölverschmierten Unterboden frischen TÜV hätte, müsste man sich fragen, ob er den wohl auf legalem Wege bekommen hat. Andererseits sind Ferndiagnosen bei Öllecks immer schwierig zu machen, das Öl kann überall herkommen. Fachmännische Begutachtung ist unumgänglich, wenn Du auf der sicheren, sprich billigeren Seite bleiben willst.
Bei dem Fahrzeugalter sind Undichtigkeiten nichts seltenes und manche Simmerringe sind nur durch Getriebeausbau zu wechseln. Ebenso das Differential muss geöffnet werden, was auch keine einfach Übung ist. In der Fachwerkstatt verschlingt das schnell ordentliche Summen und Du solltest Dir womöglich überlegen, ob ein MOPF-Modell langfristig nicht günstiger für Dich kommt. Ein bekannter von mir hat auch einen 450er in der Garage stehen, der schluckt locker über 20 Liter und es gibt immer was zu schrauben. Öllecks sind da noch das kleinere Übel. Gehe besser nicht davon aus, dass es bei einem 74er auf Dauer bei der Abdichtung der Öllecks bleiben wird. Eine ordentliche Portion Spass an der Tatsache, einiges an Geld in der Kiste zu versenken, kann nie schaden. Wenns doch anders kommen sollte, umso besser. Doch dann hättest Du einen echten Glücksgriff getan...
Die Technik kannst Du trotz des Alters immer gut und relativ günstig in den Griff kriegen. Die Karosserie ist der Knackpunkt. Hohlraumversiegelung gab es damals nicht, darum folgendes prüfen:
In den vorderen Kotflügeln über den Lampentöpfen feste drücken. Wenns knirscht oder Glasfasermatten zu ertasten sind, neue Kotflügel einplanen. Im Kofferraum Bodenmatte, Reserverad und Seitenverkleidungen rausnehmen und die Übergänge zu den Innenkotflügeln, zum Kofferraumboden, sowie rund um die Heckleuchten prüfen. Meistens arg rostig.
Schweller rund um die Wagenheberaufnahmen und im unteren Bereich der gesamten Länge prüfen, oft sind diese mit frischem Teroson übermalt. Übergänge Bodenbleche zu den Schwellern checken, dicker Unterbodenschutz sollte Dich stutzig machen. Kippe ein paar Liter Wasser (Gießkanne mitnehmen) in die Lüftungsöffnungen vor der Windschutzscheibe, links und rechts. Kommen unten 2 gleichmäßige Bäche raus? Falls nicht, läuft das Wasser direkt in den Innenraum. Dann ist der Wasserkasten durchgefault. Reparatur kaum rentabel und sehr aufwendig.
Die Spritzwände vorne, also dort, wo die Vorderräder den Dreck zuerst hinschmeisen, sind extrem kritisch. Ab Werk ist hier bereits dicker Unterbodenschutz dran, der aber mit den Jahren vollkommen hart wird und Risse kriegt. Was bedeutet, dass der SL von außen aussehen kann wie neu, die Bodenbleche darunter aber großflächig weggerostet sind. Weiter oben läuft hier auch ein Querträger durch die Karosserie, an welchem du auf beiden Seiten an den Spritzwänden Gummistöpsel siehst. Diese unbedingt rausnehmen. In diesen Trägern steckt meist richtig der Gilb.
Von innen die Teppiche rausnehmen und im oberen und unteren Bereich der Pedale und zu den Schwellern hin genau hinschauen, auch auf der Beifahrerseite (natürlich dort ohne Pedale). Rost kommt hier oft von außen nach innen durch.
Wie sind die Übergänge der Kotflügel vorne zur Haube, siehst Du durch den Schlitz die Kotflügelschrauben deutlich? Ein Unfall ist nicht auszuschließen. Zeigt gleichzeitig der vordere Querträger (direkt hinter der vorderen Stoßstange) Knitterspuren oder aufgepinselte Karosseriedichtmasse unterm Lack? Dann wurde gepfuscht.
Gehe 10 Meter weg vom Wagen und schaue ihn in der Hocke von vorne ins "Gesicht". Steht ein Auge schief, bzw. hängt ein Scheinwerfer mehr nach unten als der andere? Unfall...
Motorhaube auf und die Bleche rund um den Motor angeschaut. Flickwerk zu sehen? Wie sind die Falze und Kanten der Türen und Hauben? Rostfrei?
Schaue Dir in den hinteren Radkästen die Übergänge zwischen Außen- und Innenkotflügeln an - wirklich rundum, auch hinter den Rädern! Verdickungen zu spüren? Sind die Schweißpunkte bereits zu sehen? Die werden erst sichtbar, wenn Rost das Blech zwischen den Punkten aufdrückt. Dicker Unterbodenschutz? Finger weg...
Das sind die Punkte, die ohne gute Kollegen schnell richtig ins Geld gehen können. 107er mit diesen Schwächen sind ihr Geld nie wert und wenn sie noch so billig sind. In diesem Sinne wünsche ich Dir ein echtes Schnäppchen, mit dem Du glücklich werden wirst.
Grüße
Grüße aus dem Pfälzerwald,
Michael
280 SL mit Buchhalterausstattung, Bj. 1978, Lack weiß 050, Stoff blau, 4-Gang Handschalter, Barockalus, Becker Mexico Cassette
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- rema350SL-H
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sehr sehr schöne Zusammenfassung. Sollte man allen Käufern kopieren.
Allerdings zum Öl:
Ich kenne eigentlich keinen Daimler vor 1980 (oder auch noch danach) und auch keinen 107er, der nicht etwas ölig unter dem Motor- und Getriebebereich ist. Das ist doch völlig im Soll, wird allerdings von Nicht-Schraubern schon als Alarmsignal angesehen.
Also solange das Öl nicht tropft, ist doch alles ok. Vielmehr Sorgen sollte man sich machen, wenn da alles supertrocken ist !!!
Recardo
alias rema350SL...natürlich...H
Viele Grüße aus Berlin
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- JE
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Gruß Jens (Signature s#cks)
Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage ?
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- ReinhardUnger
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Ende der Durchsage und damit bin ich´s dann auch zufrieden.
Reinhard.
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- Boulpy
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Die Farbkombination aussen weiss innen rotes Leder finde ich allerdings schon sehr schön (das war sicherlich nicht meine natürliche Wahl). Äusserlich sieht das Auto wirklich fast neu aus. Ich werde versuchen mir das Auto mit einem Experten anzusehen, es sei denn es ist bis dann verkauft !
Gruss
Pierre[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Boulpy am 21-11-2006 23:10 ]
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- Austin10
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toller laufzettel zum 107 er Kauf -- Super das sich sich jemand
soviel Mühe der Beschreibung macht.
450 sl
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- Mad_Eye_Moody
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Allerdings zum Öl:
Ich kenne eigentlich keinen Daimler vor 1980 (oder auch noch danach) und auch keinen 107er, der nicht etwas ölig unter dem Motor- und Getriebebereich ist. Das ist doch völlig im Soll, wird allerdings von Nicht-Schraubern schon als Alarmsignal angesehen.
Also solange das Öl nicht tropft, ist doch alles ok. Vielmehr Sorgen sollte man sich machen, wenn da alles supertrocken ist !!!
Stimmt, so lautet die allgemein vorherrschende Meinung. Ich halte nicht viel davon, zeugt diese doch von mangelnder Wartung. Ein 107er im Topzustand hat trocken zu sein. Wenn trotzdem überall der Ölstand stimmt, sehe ich keinen Grund zur Sorge.
Warum sind viele alte Benze ölfeucht? Weil den Eignern die Reparatur zu aufwendig oder zu teuer ist. Also aus demselben Grund, weswegen auch Opel, BMW, VW oder was weiß ich tropfen. Warum ist mein 78er staubtrocken? Weil der Vorbesitzer alles hat machen lassen und ich selbst als i-Tüpfelchen noch den vorderen Kurbelwellensimmerring getauscht habe.
Aber ich gebe zu, dass ich da womöglich auch zu pingelig bin
Grüße
Grüße aus dem Pfälzerwald,
Michael
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- PanTau
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zunächst: tolle Kaufanleitung, die ich in allen Punkten für zutreffend halte!
Hierzu möchte ich noch ergänzen:
D-Jet oder K-Jet: Lieber K-Jet wählen, da simpler im Aufbau und bessere Gebrauchtteileverfügbarkeit und deutlich geringerer Verbrauch. Lieber mit Saisonkennz. auf das H-Kennz. warten.
Die Hitliste der Prüfpunkte sollte m. E. mit fallender Relevanz sein:
1. Karosserie (Rost)- teuer und aufwändig
2. Antriebstechnik (Motor, Getriebe, Differenzial, Lenkgetriebe)-teuer
3. Sitze (Zustand, Vollständigkeit)-teuer
4. Karosserie (Spaltmaße, Unfall)- u. U. gar nicht behebbar
5. Chrom, und Aluteile
6. Extras (Buchhalteraustattung im Luxusauto?)
7. Historie (Laufleistung, Anzahl Vorbesitzer, 9. Hd. trotzdem Scheckheft??? ist das nachvollziehbar?)
8. Restliche Technik (Spurstangen, Federn, Stoßdämpfer)
9. Bremsen (Die kosten nichts und sind schnell eingebaut)
Zum Thema Ölverlust meine ich jedoch, dass keine Wartung das Altern von Gummiteilen, insbesondere Radialwellendichtringen, verhindern kann. Ein Erneuern ist immer eine Reparatur, also ein Abstellen von Schäden, und wird im Rahmen einer Wartung nie gemacht. Somit ist es eher Glücksache, ob es tropft oder nicht.
Gerade Autos mit längeren Standzeiten neigen zu Ölundichtigkeiten, während regelmäßig bewegte das Problem eher nicht haben.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass aufgrund der Fülle der verbauten Teile und der möglichen Schäden ein 107er keinesfalls das richtige Schrauber- Anfängerauto ist.
In diesem Fall empfehle ich lieber etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und ein möglichst junges (und gutes) Auto zu kaufen.
Dann sieht man von Anfang an, wie teuer das Hobby wird, und muss sich das nicht von der Werkstatt schonend beibringen lassen.
Gruß
Frank[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : PanTau am 23-11-2006 10:53 ]
VG
Frank
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- Mad_Eye_Moody
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Klar, Tausch von Simmerringen ist eine Reparatur und keine Wartung. Aber was nutzt der beste Ölwechsel, wenn der gute Saft gleich wieder rausläuft? Ab einem gewissen Fahrzeugalter sollte der Wartungsumfang daher schon etwas erweitert werden. Allgemein nimmt leider jedoch die Wartungslust bei den Eignern alter Wagen ab, was dann irgendwann in der Entscheidung zum Verkauf endet. Und eine tropfende Technik geht halt ins Geld, wenn man die Werkstatt beauftragen muss. Dumm nur für den Käufer. Sollte man zumindest mal gehört haben...
Auch sollte ein "Schrauberneuling" sich unbedingt überlegen, ob der Wunsch-SL wirklich eine Topausstattung benötigt. Braucht man für wenige Schönwetterkilometer im Jahr und ohne Verdeck eigentlich Klima, Zentralverriegelung, Sitzheizung, ABS, Airbag, Fensterheber?
Mein Tipp: Genau die eigenen Ansprüche prüfen. Denn diese Schmankerl erhöhen nicht nur den Einkaufspreis erheblich, sondern sorgen irgendwann ganz sicher für Löcher im Geldbeutel aufgrund von Defekten.
Mein Weißer hat außer Servolenkung gar nix und ich bin ganz froh drüber, da momentan nur wenig Zeit fürs Hobby übrig bleibt. Und seitdem kann ich mich ganz dem Fahren widmen und muss keine Sorgen mehr haben, ob der Klimakompressor wegen Nichtbenutzung leckt, die Fensterheber beim nächsten Regenguss wirklich noch funktionieren und vorm abendlichen Stadtbummel die ZV auch meinen Wagen wirklich rundum verriegelt hat. Alle Neulinge sollten sich daher auch über die gewünschten Extras unbedingt Gedanken machen. Ein Buchhalterauto muss langfristig gesehen nicht die schlechtere Wahl sein. Der Fahrspaß zumindest ist identisch und der Karosseriezustand meist besser.
Auch die Historie wird meiner Meinung nach oft überbewertet. Ein 107er wird auf den großen Oldtimerevents nie eine große Rolle spielen, dafür wurden viel zu viele von gebaut. Es ist kein 250 GTO und auch kein Aston Martin, sondern ein tolles Cabrio für viel Spass bei schönem Wetter. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.
Rostfreier Topzustand aus 8. Hand? Super - kaufen!
Rostige Unfallschüssel aus 1. Hand? Finger weg!
In diesem Sinne wünsche ich allen Neueinsteigern gutes Gelingen der ersten Schritte...[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Mad_Eye_Moody am 23-11-2006 17:10 ]
Grüße aus dem Pfälzerwald,
Michael
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- Boulpy
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Ich habe die Möglichkeit mir das Auto noch einmal anzusehen (ist immer noch nicht verkauft). Der Verkäufer schlägt mir vor es bei einer Werkstatt abzustellen (mit Hebebühne) damit ich es gründlich von unten mir ansehen kann. Also, die Frage ist natürlich, wie gehe ich die Sache an, also was soll ich jetzt ganz gründlich prüfen; ich habe ja schon berichtet, das die Motorölwanne, Getriebeölwane und Differenzial nicht dicht sind.
Mit bestem Dank
Peter
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- Mad_Eye_Moody
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Vergiss trotzdem nicht, dass die Öllecks meistens das kleinere Übel sind. Verliere deshalb nicht die anderen Punkte aus den Augen.
Auch solltest Du Deine Möglichkeiten prüfen. Alles andere ist, wie ich denke, oben bereits abschließend gesagt worden. Oder welche Infos brauchst Du noch?
Viel Erfolg...
Grüße aus dem Pfälzerwald,
Michael
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