Wenn jeder nur denken würde: „Naja, ich habe zwar Recht, bekomme es aber eh nicht“ – in welchem Rechtsstaat würden wir da leben? Soll es nun jeder einfach untätig hinnehmen, dass er beschissen wird?
Hallo Mad!
Ich stehe täglich vor dem Problem, Mandanten, die im Recht sind (jene, die es nicht sind, wollen wir hier mal ausklammern) raten zu müssen, etwas gegen einen Bösewicht zu unternehmen oder es eben sein zu lassen.
Zur Untätigkeit rate ich nur dann, wenn ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen kann, daß die Beweislage für uns aussichtslos ist. Das ist sie aber leider öfter, als man denkt. Meist gibt es schon Vorkorrespondenz zwischen den Parteien, aus der sich herauslesen läßt, in welche Richtung die Argumentation der Gegenseite geht. Meine Mandanten danken es mir, wenn ich ihnen mit einleuchtender Begründung darlege, daß es besser ist, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Zum einen spart es Geld (zum Glück hab´ich es nicht nötig, Mandanten nur um der eigenen Gebühren wegen in aussichtslose Prozesse zu treiben) und zum anderen bewahrt es den Mandanten vor der Schmach, gegen den Intimfeind auch noch vor Gericht zu unterliegen. Dieser psychologische Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Den Mandanten ist dann weit eher geholfen, wenn sie sich zwar momentan ärgern, die Sache aber kurzfristig unter Lehrgeld abhaken und vergessen können.
Schließlich spielt auch noch der Aspekt eine Rolle, daß ich -zumindest bei Ausübung meines Jobs-ausgesprochen ungern verliere.
Zu Deiner Beruhigung darf ich Dir aber versichern, daß es einen Haufen Kollegen gibt, denen das Wurscht ist und die Dir bei der Mandatsannahme siegesgewiß versichern, daß man es dem Gegner schon zeigen werde, dann die Kohle für den Prozeß kassieren und zum Schluß "erstaunt" sind, daß es leider doch nix geworden ist (was dann natürlich am Richter liegt, weshalb man gleich noch einen Rechtsmittelprozeß anschließen sollte...)
Gruß, Heinz
P.S. Was machst Du denn mit Interessenten, die einen Caravan haben wollen und denen Du aufgrund Deiner langjährigen Erfahrung schon von weitem ansiehst, daß die damit nie glücklich würden. Verkaufen und über die Marge freuen oder ehrlich dahingehend beraten, daß sie sich das aus dem einen oder anderen Grunde vielleicht noch einmal gut überlegen sollten?
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