Ein sonniger Samstag Anfang September: die Kinder und die liebste aller Ehefrauen sind noch oben, ich blättere vor dem Frühstück das Anzeigenblättchen durch. Da springt mir ein 107er ins Auge, BJ 79, 170tkm, blaumetallic, helles Leder, zu einem schier unglaublichen Preis.
Zwischen Baumarkt und Tankstelle rufe ich an - eigentlich eher ein Spaß, war vorher noch nie 107er gefahren oder sonst irgend wie mit ihm in Berührung gekommen. Der Wagen steht ca. 100km entfernt, zufällig in der Nähe des Ortes, wo wir am Nachmittag zum Grillen eingeladen sind - ich vereinbare einen Besichtigungstermin.
Nach dem Begrüßungsschluck Sekt fange ich an nervös mit den Füßen zu tippen. Da muss das Virus schon zugeschlagen haben. Das 107er Virus ist anscheinend auch über weite Strecken und durch Medien übertragbar.
Ich verabschiede mich also und erzähle, dass ich kurz ein Auto in der Nähe anschauen möchte, was mir ein paar schräge von Seiten meiner Frau und unseren Gastgebern einhandelt.
Als ich vorfahre steht der Wagen in der offenen Garage, da bin ich bereits rettungslos verloren. Als dann die schwere Tür zufällt und wir ein Stück gefahren sind, muss ich an mich halten nicht spontan den Kauf perfekt zu machen, so begeistert mich dieser Wagen. Lässiges cruisen über die Landstrassen bei geöffnetem Verdeck, , toller Sound, frei von ABS und ASC, ein Lenkrad in der Hand das den Namen „Rad“ noch verdient. Ich halte mich für einen eher nüchternen Menschen und staune über meine Begeisterungsfähigkeit.
Nach der Probefahrt eine eingehende Besichtigung, das holt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, ich schalte mein Hirn ein und vereinbare einen Termin für den Montag bei einer ADAC Gutachterstelle.
Am Sonntag dann eine kurze Recherche im Internet, ich stoße auf Sternzeit 107. Ein Geschenk des Himmels. Gewappnet mit ca. 100 Seiten Ausdrucken von Sternzeit 107 (u.a. die beiden Teile über die Roststellen, der Checkliste und anderem Wissenswerten) gehe ich am Montag zu dem Gutachtertermin, der Gutachter hält mich zwangsläufig für besserwisserisch.
Dort kommt dann die bittere Wahrheit ans Licht, etliche geschweißte Stellen (Längsträger, Radkästen, dazu dick mit Unterbodenschutz beschmiert. Der Gutachter meint Zustand 3-4, der vermeintlich tolle Preis ist somit auf einmal völlig im Rahmen.
Ich muss trotzdem an mich halten, den Wagen nicht zu kaufen, überlege lange hin und her. Da ich jedoch (noch) kein „Schrauber“ bin kaufe ich den Wagen nicht. Zur Zeit denke ich, dass ein gut erhaltener 300sl aus 87 oder 88 der ideale Wagen wäre, am bestem mit Notsitzbank und Hardtop. Gab es denn 1987 bereits Hohlraumkonservierung und etwas mehr Rostschutz als 79? Ich glaube die Bleche waren auch besser als 1979. Zudem denke ich, dass die 300er Maschine moderner und zuverlässiger ist als die 280er.
Ich such nun andere „Leidensgenossen“ des 107er Virus aus dem Raum Frankfurt/Main, die schon erfolgreich durch Kauf therapiert sind die mir einige Tipps geben können zum Kauf, und die solche Fragen wie oben eventuell beantworten können.
Sorry wenn diese Geschichte vielleicht etwas langatmig ist, ich musste es einfach loswerden.
PS. Meine Frau ist inzwischen auch begeistert von der Idee und es wird niemals ein Saab Cabrio oder gar BMW ins Haus kommen.
