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... entdecken wir Dietmar Brock in seinem 560 SL zwischen den Schlauchleitungen und Kabelsträngen die letzten Schrauben des Klimaanlagen-Wärmetauschers festziehend. Dabei hatte er nur mal schauen wollen, ob die Dämmmatte unter der Motorhaube seines perfekten 107er nicht mit ein wenig Kleber wieder zu fixieren sei ...

794176535.jpg Nur mal kurz unter die Haube sehen und nach der Dämmmatte schauen wollte ich. Jenem Stück Schaumstoff, das wohl bei vielen mehr schlecht als recht von der Motorhaube baumelt. Daraus wurde eine Mega-Baustelle, deren Umfang einer Teilrestauration gleichkam. Die lausige Dämmmatte unter der Haube war mir von Anfang an ein Schmerz im Rücken. Also die Haube auf und an einer Ecke etwas gezuppelt, schon waren tausend Flusen im Motorraum verteilt. Wie soll man die Haube von den Kleberesten befreien wenn nicht durch stundenlanges Überkopfarbeiten in einer kalten Tiefgarage? So nicht, denkt sich der eifrige Bastler und baut kurzerhand die Haube ab, klemmt sie unter den Arm und verbringt sie auf den bestgeeignetsten Untersatz. War es Entsetzen oder Verwunderung in den Augen der Liebsten, wir wissen es nicht: 1533830322.jpg Als idealer Untersatz entpuppt sich der Esstisch. Neben Mondrian und Le Corbusier macht die Aluhaube eines 107 keine schlecht Figur...

Mit Waschbenzin entfernte ich in stundenlanger Arbeit die alten Klebe- und Schaumstoffreste beider Matten, begleitet von mitleidsvollen Blicken und Getränkeanreichungen der Liebsten. Abschließend die Oberflächen entfettet, den neuen Kleber aufgebracht, die neuen Matten eingesetzt und trocknen lassen.

Die Gelegenheit ist günstig, die Dichtung zwischen Haube und Kühlergrill nicht mehr ordentlich, also einen Reparatursatz Kühlerverkleidung (A107 987 0040) bestellt und unter Zuhilfenahme alter Hausmittelchen montiert. Hinterm Chrom des Grills sammelt sich tatsächlich Wasser und es entsteht unbemerkt ein Rostnest. Wer putzt schon unter der Haube, wenn man diesen Hohlraum auch gar nicht sieht. Also alles entrostet, entfettet, mit Farbe und Wachs behandelt. Das reicht noch mal 12 Jahre, und dann schaun´ mer mal ...

1513062856.jpgJetzt die Haube wieder draufgeworfen und zufrieden ein geistiges Getränk mit der Liebsten einnehmen, gleichsam als Versöhnung für den Dreck in der Wohnung. Zu früh gefreut; da hüpft mir doch ein Sprengring weg! Die Haube steht gegen die Wand gelehnt, der Ring ist nicht zu finden und die Liebste am Ende ihrer Geduld. Aus dem geistigen Getränk wird ein heißer Tee, die Tiefgarage ist zu schattig für mehrstündige Schraubersitzungen ...

Tags darauf, wieder am Objekt findet sich der fiese Sprengring unter dem Auto, nur die Liebste findet sich nicht ein: Ein Mandant hat gerufen ... Allein die Haube draufsetzen? Besser nicht. Also um den Motor herumgelungert und da sehe ich eine unschöne Schraube, mit sieben anderen einen schwarzen Kunststoffdeckel haltend. Da sollte der Lüftermotor drunter sein. Ist er auch, wenngleich die Dichtung zwischen Deckel und Karosserie jetzt hinüber ist. Hätte ich den Deckel mal drauf gelassen. Den Mikrofiche nach der Teilenummer befragt und den ET-Verkäufer meines Vertrauens angerufen "Ist morgen hier..". Fein, kost´ nicht die Welt. Alles im Lack. Jetzt noch um den Lüftermotor staubgewischt, wenn man einmal soweit vorgedrungen ist. Der Putzlappen zeigt eine rostbraune Färbung, wie kann das? An dieser Stelle wurden meine Bewegungen hektischer, eine Lampe in Stellung gebracht und der Lüftermotor ausgebaut. Nur, er kam nicht raus. 2 von 4 Muttern widersetzten sich allen chemischen Keulen und tibetanischen Besprechungsversuchen 305276765.jpg (sog. Fluchen). Die Korrosion hatte ganze Arbeit geleistet und mir blieb nur das Abreißen der Stehbolzen, den Lüfter zu lösen. Dann ging alles ganz fix. Lüfter raus, Dichtung drunter angehoben, ich umgefallen. Ein freundlicher Nachbar hatte wohl den Aufschlag meines Hinterkopfes auf dem Pflaster gehört und half mir auf. Die Genesung ist zwischenzeitlich weit fortgeschritten, auch die des Autos. Diagnose (des 107): Durchrostungen unter dem Lüfter, Rahmen des Wärmetauschers im Fahrzeuginnern unmittelbar vor dem Zerfall. Hatte ich erwähnt, dass dieses Auto Baujahr 1989 ist? Traurig, nicht wahr!

Was habe ich beim Studium alter 107 Klassiken über Uwe Fenglers Gieskanne gelächelt, gedacht was schüttet der erwachsene Mann da Wasser rein! Allzu deutlich wurde mir nun der Sinn Uwes Gieskanne. Warum erst Jahre nach dem Kauf?

Alte Hasen, nach Lösungen dieses, meines Problems gefragt rieten entweder zum Verkauf oder zum Deckel wieder drauf machen und nix sagen. Für mich kam nur eine ganzheitliche Reparatur in Betracht: Problemkinder sind die Liebsten, da gebe ich nicht klein bei: jetzt erst Recht!

Dem Mechaniker meines Vertrauens das Problem geschildert, schleudert dieser mir die Wahrheit entgegen: "Bei Klimaautomatik gibt’s das öfter. Das wird nicht das Einzige sein...". Also den Wagen zu ihm gefahren, ein letztes Mal auf die Rückleuchten gesehen und zur S-Bahn getrollt. Wenn das mal gut geht.

Die Jungs nahmen also den Innenraum auseinander, um von unten an das Blech zu gelangen. Meine sportliche Anerkennung zu dieser Fleißarbeit. Es ist ein ordentlicher Kabel- und Schlauchverhau unter dem Instrumententräger und die vorhandene Dokumentation war in Englisch, was das junge Team um Jörg Georg nicht sonderlich beeindruckte. 3291464458.jpg

"Wir haben schon in den 80ern laufend 107 repariert."

Zahlreiche Detailverbesserungen flossen anlässlich der Reparatur ein. Der Ein neuer Wärmetauscher für die Klimaanlage war fällig, viele Schlauchleitungen und Dichtungen im Innern wurden erneuert, unter den Teppichen renoviert und der Rost ward Vergangenheit ...

Ein Stück zuhause empfing mich auf der abschließenden Probefahrt, kein Knarzen, eine einwandfreie AAC und der Chef mit den Worten: "Die Substanz ist gut, nur der Motor, der zieht nicht. Da müssen wir bald mal bei ...".

Aber das ist eine andere Geschichte.




Dietmar Brock
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