Was heißt für Euch "Originalzustand" ???

Hallo Fangemeinde,

melde mich nach meinem 2-wöchigen Bodenseeurlaub wieder zurück, bei dem natürlich auch ein Besuch im Auto-Salon-Singen nicht fehlen durfte. Ein faszinierendes Erlebnis...

Dort sah ich viele schöne alte Wagen, doch eines hat micht enttäuscht. Viele Oldtimer werden im absoluten "Originalzustand" angeboten zu Preisen, welche auf einen echten Zustand 1 schliesen lassen. Doch was sehe ich da?

Rundherum Blasen im Lack, unverkennbar von pfuschigen Spachtelarbeiten vor der Neulackierung. Viele der Neulackierungen waren so schlecht, dass sie wohl jeder von uns in seiner Garage ebensogut hingekriegt hätte. Farbunterschiede im Lack, mitlackierte Gummis, abgeklebte Fenster, einfach nur billig.

Ist das nun mit Originalzustand zu vereinbaren? Also für mich keinesfalls.

Wo endet bzw. beginnt denn für Euch ein Originalzustand, welcher erhaltenswert und auch so zu benennen ist? Oder muß man da nun doch wieder zwischen Jungtimern und Oldtimern unterscheiden, wobei bei letzteren Spachtel durchaus erlaubt ist? Nach dem Motto: Ungeschweißt = Original ???

Bin gespannt auf Eure Meinungen...

Grüße

Oh je, was für ein Thema!

Mad, dazu wirst Du mindestens so viele verschiedene Meinungen, wie Antwortschreiber bekommen. Daher mal meine Meinung:

Mit dem Begriff "Originalzustand" darf sich bei mir ein Fahrzeug schmücken, welches den technischen und optischen Zustand entspricht, in dem es auch mal ausgeliefert wurde. Wirklich original kann (und darf!) es aber nicht sein. Abnutzungserscheinungen, ersetzte Verschleißteile oder nachlackierte Teile sind streng genommen ja auch nicht mehr original. Aber was nützt die Orginalität einer zwanzig Jahre alten Bereifung oder gleichaltriges Motoröl?

Also beschreibt der Begriff für mich eher ein Fahrzeug, welches keine Umbauten und einen optischen Zustand, der möglichst nahe dem Neuzustand kommt, vorweist.

Wenn ichs mir so überlege, die Optik kann man wahrscheinlich auch nicht mit reinnehmen. Ein Wagen, der neu in die Scheune gestellt und nicht gefahren wurde, mangels Beachtung dann aber Stand- und/oder Rostschäden aufweist, befindet sich ja auch immer noch im originalen Zustand.

Mad, was für ein Thema! Ich glaub, ich könnte etliche Definitionen dazu schreiben und müßte alle wieder relativieren.

Bin gespannt, was die anderen dazu schreiben.

Micha

Der Originalzustand an sich ist kein Kriterium, Original ist der Wagen an dem außer Verschleißteilen, (Reifen, Motoraggregate, Auspuff etc) halt original ist - vor allem das Blech, die Lackierung und die Innenausstattung.

Der Zustand selbst ist zweitrangig und sollte angegeben sein.
Z.B. Originalzustand Note vier oder eben Note zwei. In der Regel sind Autos im Originalzustand, wie er landläufig aufgefasst wird, gute dreier, bei jungen Wagen wie unsere auch schon mal zweier.

Der Wert liegt auch in einer guten Patina, mit ist ein Original dreier Zustand Flügeltürer lieber als ein totrestauriertes Pebble Beach Exemplar
Mein 63er W111 Coupe war im völligen Originalzustand:

Lack völlig matt, viele kleine Beulen, Innenausstattung komplett aber verwohnt. Aber: das Auto war rostfrei (30 Jahre Marbella), keiner hat rumgepfuscht. Die Restaurierung war hier also sehr gut kalkulierbar und aufgrund der Rostfreiheit auch von den Kosten überschaubar.

Zum AS Singen ist zu 90 % zusagen, daß dies Vermittler sind, keine Händler, man kann dort sein Auto gegen Gebühr/Beteiligung zum verkaufen hinstellen.

Gruß
Gerd

Moin,

Also, ich stelle mir unter Originalzustand ein Fahrzeug vor, an dem noch nichts baulich verändert wurde. Nicht tiefer, breiter und keine zusätzlich montierten Teile, innen und außen.
Also optisch und technisch wie bei der Auslieferung.

Ausgetauschte Verschleißteile, wie Bremsen, Reifen, Auspuff und ähnliche Teile zählen
nun gewiss nicht als Veränderung, sondern der Originalzustand wird beibehalten.

Ein nachlackierter Kotflügel ist nichts negatives, aber eine laienhafte Ganzlackierung schon.
Ein Kabelsalat im Motorraum und unter dem Armaturenbrett schließe ich mit der Beschreibung "Originalzustand" also auch aus.

Originalzustand sehe ich nicht als Qualitätssiegel, sondern als Verdeutlichung und unterstreichen, dass wir hier von einem Fahrzeug im unverbastelten Zustand sprechen.

Jeder kennt doch den Ausdruck:
Fahrzeug wurde in Originalzustand restauriert, also alles wieder so gemacht wie bei der Auslieferung, Zustandsnote 2+
Auch ein überholter Antriebsstrang, Motor, Getriebe und Hinterachse ist etwas positives,
solange es sich um verwendete Typenbezogene Ersatzteile handelt.

Wir sprechen nicht von Umbauten aus dem Konzern, zB. 280er auf 500er umgebaut.
Das ist nicht mit Originalzustand zu beschreiben.

Gruß Jean

Mit den gängigen Begriffen in den Inseraten für Gebrauchtfahrzeuge ist es wie im Arbeitszeugnis. Da haben an sich klar verständliche Begriffe in der Praxis oft eine ganz eigene Bedeutung:

"Orginalzustand" = nichts repariert
"fahrbereit" = schrottreif
"kein Rost" = alles zugespachtelt
"werkstattgepflegt" = Besitzer hat nie etwas dran gemacht
"Tachostand" = hat der Verkäufer selbst eingestellt
"Liebhaberfahrzeug" = wirtschaftlicher Totalschaden
"Rentnerfahrzeug" = ringsum beschädigt
"sportlich" = verbastelt bis zum Gehtnichtmehr
"Vollausstattung" = eines oder gar mehrere Extras
"Langstreckenfahrzeug" = ungepflegte Vertreter-/Heizerkiste
"Traumzustand" = es gibt auch schlechte Träume...

Seit ich diese Begriffe so übersetze, werde ich bei Besichtigungen von angebotenen Fahrzeugen nicht mehr so oft enttäuscht.

Oliver

Hallo,

das ist in der Tat nicht so einfach. Genauso wie die Zustandsnoten. Ist ein Zustand 1 Auto, an dem die Zylinderkopfdichtung verreckt, plötzlich vier?

Ich war neulich in Prag bei einem Bekannten. Dieser hat einen Praga aus den 30er Jahren. Original, oder besser gesagt unrestauriert in schön gebrauchtem Zustand. Also 1. Lack etc. das ist überhaupt das Wort: Unrestauriert (und schön)!

Sowas in der Art hier:



Hallo Olli,

im 123er Forum gabs vor kurzem eine klasse Liste mit diesen Gebrauchtwagenbegriffen. Leider sehr aufschlußreich

Gruß Björn

m.E. wird hier seit geraumer Zeit versucht, den Begriff "Originalzustand", den wir bisher alle mit einem bestimmten (negativen) Zustand in Verbindung gebracht haben, neu zu besetzen.
Einmal mehr sind wohl findige Marketingexperten dabei, diesen Begriff in´s positive zu wandeln und für die Preispolitik zu missbrauchen.
Siehe den Bericht in der aktuellen Motor Klassik über den 540 K.
In dem Zusammenhang tauchen auch immer öfter Begriffe wie "schöne Patina" auf.
Werde meinen SL ab sofort nicht mehr in der Garage parken und auch sonst nicht mehr pflegen, um möglichst schnell eine wertsteigernde Patina zu bekommen
Scheint voll im Trend zu liegen.

Au fein!!!

Reinhard fang an damit. Auf patinierte 107er steh ich tierisch! Die kauf ich öfter mal günstig auf.

So wie diesen hier:



Dumm nur, dass ich Idiot den geschlachtet habe. Aber da kannte ich den Bericht über den 540 K ja auch noch nicht. [ Diese Nachricht wurde editiert von : Micha B. am 04-11-2003 17:44 ]

wart´s ab - wenn der bis Ostern dem sauerländer Wetter ausgesetzt war, ist´s nix mehr mit günstig, weil "Patina im Originalzustand".

Dem SLC auf dem Bild ist übrigens ein sehr trauriges Schicksal wiederfahren. Sein Zweitbesitzer hat ihn über viele Jahre hinweg gepflegt und gehegt. Selbst, als erste Schweißarbeiten anstanden, neue Kotflügel her mußten und die Stoßstangen Müll waren (hat sich leider den Spoilersatz aufschwatzen lassen), hat er nicht klein beigegeben, sondern alle Arbeiten in Auftrag gegeben.

Dann erkrankte seine Frau, er verfiel dem Alkohol und das Auto stand dort, wo er es zuletzt abstellte... 20 cm vor der Garage!

Nach rund dreieinhalb Jahren habe ich dann dieses traurige Coupe erstanden. Die blaue Innenausstattung, zeitlebens von Schonbezügen umsorgt, war dem Neuzustand nahe. Die Technik hatte in 27 Jahren gerade 115 tkm auf dem Buckel und der Rest war Kernschrott! Spiegel (die seltenen aus der ersten Serie) waren abgebrochen, der Lack löste sich teilweise und war von etlichen Schlüsselkratzern verschönert worden. Was aber das schlimmste war, das aufwendige Refit (wenige Jahre zuvor) stellte sich als gigantischer Fusch heraus.

Ich habe ihm schweren Herzens den Gnadenstoß gegeben. Schade eigentlich...

Micha

Natürlich wird der Begriff "Originalzustand" von findigen Gebrauchtwagenhändlern mißbraucht, genau wie viele andere
(siehe Olivers Auflistung) auch.
Aber, dann kann ich alle Begriffe ins negative stellen, in der seriösen Oldtimerszene - der 107er ist noch lange keiner - ist dies schon ein wichtiges Merkmal, es wurden Bugatti Rennwagen im Originalen Zustand mit Patina (Gebrauchsspuren wie faltiges Leder, Rennaufkleber, Lack mit Rennspuren etc.) gefunden, deren Wert heute bei weitem den von Top restaurierten übersteigt.

Bei unseren 107ern ist das etwas anders, an einem unverbastelten Auto guten Auto erkenne ich halt den Zustand und seinen "Lebensweg", ob gut oder schlecht sei dahingestellt.

Ich habe bisher immer nur solche originalen Autos gekauft und bin bestens damit gefahren, wobei ich bei dem 107er ein toprestauriertes Auto natürlich einem "Dreier" in "Oregenool" vorziehen würde. Niemals aber bei einem 540K !

Da ist unser 107er einem neuen Sl immer noch wesentlich näher als an einem z.B. 540

Gruß
Gerd