Laufleistung vs. Karosseriezustand oder die Mähr der weich-werdenden Karosserie

Hi,

Ich war erstaunt in der neuen Mercedes-Classic zu lesen, dass in der SL-Sammler Familie die Pagode 700000km problemlos gelaufen ist.

Ich habe hier immer wieder gelesen, dass Karosserien ermüden, weicher werden etc., was bei 107ern ab ca. 200000km anfangen soll.

Ich denke das ist grosser bullshit.

Ich fahre meinen 380er - derzeit 247000km - und merke nicht, dass an der Karosserie was anders sein soll als bei einem 107er mit

Hallo Michael,

wenn du keine Risse findest, dann hast du auch kein Problem mit Materialermüdung - das Material wird an sich natürlich nicht weicher. Was aber den Eindruck von Weichheit vermittelt sind zunehmende Toleranzen der Lager und nachlassende Schraubverbindungen.

Gruß

Thilo

Hallo Michael,
ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das keine Mär ist.
Ich hatte ein /8-Coupe Restauriert, das kurz nach Restauration einen schweren Heckschaden erlitten hat.
Da ich aber sehr viele neue Teile gekauft hatte, wollte ich nicht aufgeben und fand gücklicherweise eine gebrauchte, instandgestzte Rohkarosse mit unbekannter aber sicher nicht unerheblicher Laufleistung.
Diese Karosserie habe ich mit den Teilen meines Unfallwagens "gefüllt" und ihn dann ca. 200.000 km gefahren.
Als dann nach 10 Jahren die ersten Pickel durchschauten war eine Restauration keine Option für mich, weil das Auto ein einziger Klapperkasten war, an dem ich keine Freude mehr hatte.
Dieses Auto wurde von meiner ganzen Familie benutzt, und alle sagen, dass sich das Auto in diesen 10 Jahren hinsichtlich Klapprigkeit sehr verändert hatte.
Die für die Stabilität des Coupes besonders wichtige C-Säule war übrigens bis zum Schluss rostfrei.
Ich würde die Erfahrung hunderttausender Taxifahrer, die sich nicht zuletzt aus diesem Grund immer wieder für einen Mercedes entscheiden, nicht ignorieren.
Gruß
Frank

Den Artikel in der Mercedes-Classic habe ich auch gelesen und ziemlich überrascht zur Kenntnis genommen, dass man mit einer Pagode solche Laufleistungen erreichen kann. Aber -auch das ist in dem Beitrag zu lesen- nur wenn man regelmäßig bereit ist, Geld in das Fahrzeug zu investieren.

Ich habe schon alle möglichen Mercedes-Modelle mit viel und mit wenig Kilometern gefahren und das mit der "weichen" Karosserie kann ich nicht bestätigen.

ABER: Spätestens ab 200.000 km sind alle Lager und Gummis spürbar verschlissen. Wenn dann alles konsequent ausgetauscht wird, ists kein Problem. Nur, wer macht das schon!?

Sobald eine zwei vorne auf dem Tacho steht, investieren die meisten Besitzer kaum mehr etwas (leider auch beim 107er!) und es wird nur noch auf Verschleiß gefahren. Bei solchen Fahrzeugen entsteht dann zwangsläufig der Eindruck, dass es sich um ausgeleierte Klapperkisten handelt.

Viele Grüße aus Stuttgart

Oliver

interessant

rost und hohe laufleistungen setzten meist der technik so zu dass das "weichwerden" wohl eher vernachlässigbar ist sollte es das wirklich geben

Edgar

Regelmäßige Wartung und Austausch von Verschleißteilen vorausgesetzt sind hohe KM Leistungen kein Problem.

1. Beispiel; ein Taxi auf Lanzarote mit 1.800.000 KM
2. Beispiel; ein Grieche der bei mir ein PKW vom Hof gekauft hat kam mit einem 300D im Neuwagen zustand mit ebenfalls 1.800.000 auf der Uhr.

Den Motor hat er bei ca. 750.000 einmal "vorsorglich" aufgemacht und das Getriebe mal revidiert. Lager, Gummis etc. müssen natürlich regelmäßig gemacht sein.

gruß

ich besitze den wahrscheinlich einzigen Heidedauerläufer mit Straßenzulassung (Heidestrecke, Holperstrecke im Werk Untertürkheim lässt die Karosserie im Zeitraffer altern)

Der Wagen ist wirklich weich, wenn man einen M110 (Motor 280) in den Kofferraum legt (geht beim /8 prima) dann gehen im Gegensatz zu anderen /8ern, mit denen ich das auch schon machte, die hinteren Türen nicht mehr auf...

Extrembedingung, aber Leser mit Hirn können sich schon denken, dass eine Karosserie in ihren Schweißpunkten mit den Kilometern weicher wird.

Moin!

Das, was Otto Normalverbraucher als "weich" bezeichnet, dürften in 98 % der Fälle verbrauchte Verschleißteile sein. Darüber hinaus gibt es aber auch Alterungsprozesse im Material und seiner Verbindungen. Mehrfach schon habe ich Materialermüdung durch Risse zu sehen bekommen und Rost, auch wenn er noch nicht offen zutage tritt, schwächt das Material ebenfalls in der Struktur. Letztgenannte dürften sich dann auch für ein Verbiegen der Karosse unter Last verantwortlich zeichnen. Weiters gibt es auch bei Schweißpunkten qualitativ Unterschiede, insbesondere bei den nach der Produktion erfolgten (Unfallreperatur/Restauration). Wird das Material beim Schweißen zu warm, verliert es ebenfalls an Festigkeit. Ob der oben genannte Verbrauchertyp das allerdings im einzelnen auseinanderhalten und entsprechend richtig einordnen kann bezweifle ich sehr, womit wir dann wieder bei den 98 % wären...

LG, Micha

Nach meinen Informationen ist das E-Modul noch immer eine Konstante welches sich auch nicht entlang der Wöhlerkurve verändert. Selbst nach einer bleibenden Verformung bleibt das E-Modul konstant. Somit komme ich auf 98,1%

Gruß

Thilo