- Posts: 1205
- Thank you received: 0
Becker Autoradios
- Jean
- Topic Author
- Offline
- Banned
Less
More
24 Nov 2003 09:30 #4658
by Jean
Wir sind nicht nur für das verantwortlich was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.
(Jean Baptiste Moliere)
Stammtisch Zeven/Nordheide für alle klassischen Mercedes-Benz
jeden 3. Samstag
im Monat ab 15.30 Uhr in Appel
Becker Autoradios was created by Jean
Moin Männer,
ich glaube, viele von euch, wissen wenig über die Firma Becker, haben aber ein Becker-Autoradio im Wagen.
Aus diesem Grund habe ich folgende Infos zusammengestellt.
Es war nichts Außergewöhnliches, wenn sich 1945 ein Rundfunktechniker zum Aufbau einer selbständigen Existenz entschloß. Tausend und mehr taten das im Nachkriegs-Deutschland. Und es war auch durchaus keine Seltenheit, wenn solch ein Fachmann sich anschickte, ein Autoradio zu entwickeln, das er dann in Serie bauen wollte.
Nicht nur die bekannten Vorkriegsmarken wie Blaupunkt, Hagenuk, Loewe, Lorenz, Philips, Seibt, Siemens und Telefunken kamen Ende der 40er mit Autoradios auf den Markt. Viele neue wie Anders & Co. KG, Elaphon Knappe KG, Elcophon, Fahnenschreiber, Gareis & Co., Limley & Co., Magnophon, Marock KG., Münchner Rundfunkgerätebau, Rada-Rundfunkgerätebau GmbH, Rohde & Schwarz bzw. Meßgerätebau GmbH (ESA), Schako F. Schad, Teladi, Terraphon, Wandel & Goltermann, Wilton-Radio und noch weitere suchten ihr Heil im Autoradio.
Auch Max Egon Becker war unter diesen Anbietern, von denen doch dreiviertel keine Lebenschance hatten. Und wenn sich dann so ein Neuling anmaßte, in punkto Technik alle anderen, auch die Altbekannten mit langjährigen Fabrikationserfahrungen, zu übertrumpfen, dann mußte man sich fragen, ob der Betreffende genial oder eher naiv sei.
Becker und seine ersten Erzeugnisse bewiesen jedoch, daß so ein Senkrechtstart möglich war. Von langer Hand vorbereitet, konnte zum Jahresende 1949 der erste serienmäßig hergestellte Typ AS 49 zur Bewährungsprobe auf die Straße geschickt werden.
Bereits 1950/51 durfte sich das Pforzheimer Fabrikat seines guten Rufes als „Mercedes unter den Autoradios“ erfreuen. Von Solitude bis Mexico – Daimler Benz baute nur den „Becker“ in ihre Nobelkarossen ein.
Was wohl, könnte man scherzhaft fragen, hatten der Papst und Adenauer noch gemeinsam? Das Becker-Radio im Auto.
Aber auch die „Käfer-Fahrer“ wurden nicht vergessen. Die Spezialisten vom Rande des Schwarzwaldes, die dann ein neues Werk in Karlsbad-Ittersbach erstellten, bauten für alle Autos das passende Modell.
Avus, Monza, Solitude, Schauinsland und Nürburg hießen die 1951er-Geräte. Becker verstand es nicht nur, erstklassige Autoradios zu bauen, er war auch ein aktiver Freund des Rennsports.
1953 glänzte die Firma mit dem Mexico. Unter den Autoradios der Welt war es das erste mit automatischem Sendersuchlauf. „Man soll in den nächsten Jahren beim Wettbewerb der besten Autoradios den Mexico nicht mehr zulassen“, schrieb die Frankfurter Allgemeine am 20. Januar 1954, „er ist einfach zu überlegen.“
Der Transistor kam vor allem den Autoradios und ihren Herstellern zugute. So klein konnten die Geräte jetzt werden, daß in dem dafür vorgesehenen Platz sogar noch Raum für ein Kassettengerät blieb. Becker lieferte es 1969 in „Stereo“. Zehn Jahre später suchte man am mikroprozessor-gesteuerten „Mexico electronic“ vergeblich nach Drehknöpfchen und die Senderfrequenz erschien im Display.
Anstelle der Kassette präsentierten die Techniker aus Karlsbad 1987 die Compact Disc im Autoradio. Becker war immer vorn – in der Technik und im Preisgefüge. Kein Wunder, die teils in kleineren Serien aufgelegten Geräte wurden schließlich mit deutschen Löhnen entwickelt und gebaut. Und wer nicht Wert darauf legte, unbedingt das Beste im Cockpit seines Autos zu haben und auch den vorbildlichen Kundendienst nicht entsprechend honorieren wollte, der konnte von einem Konkurrenzunternehmen auch ein sehr gutes Gerät erwerben, das unter deutscher Leitung in Portugal oder Malaysia preisgünstiger gefertigt wurde.
Beckers zweites Standbein wurde die Aviatik. Aber auch das Flugfunkwerk litt unter Turbulenzen. Und 1995, im Jahr des 50. Firmenjubiläums, in dem Becker-Autoradios noch immer auf dem Siegertreppchen der Weltbesten standen, stellte die Geschäftsleitung den Vergleichsantrag.
Max Egon Becker hatte den Abstieg nicht mehr erlebt, er war schon 1983 gestorben. Danach wurde der Betrieb von einem Vorgang überschattet, den man „Erbfolge“ nennt. 50% der Erben wünschten „Bares“ und so kam die Becker GmbH zu einem Schuldenberg, der sich schließlich auf 70 Millionen Mark anhäufte.
Roland Becker („unser Management hat geschlafen“ suchte vergeblich nach einem finanzstarken Partner und war de facto seinen Geldgebern ausgeliefert. Die setzten in die Becker-Geschäftsleitung einen Mann ihres Vertrauens, dem das Wohl seiner Auftraggeber mehr am Herzen lag als das der Becker-Autoradio-GmbH. Als dann Herr Lee Kun Hee von Samsung / Südkorea die Übernahmebereitschaft signalisierte, drängte die Bayerische Hypobank zum Verkauf.
51% wollte Roland Becker behalten, um die mehr als 1000 Arbeitsplätze zu sichern, aber der Hypobank war eine glänzende Bilanz des eigenen Hauses wichtiger als der Erhalt deutscher Industrie-Firmen. Und so kam es, als Becker nicht auf die Bedingungen seiner Verhandlungspartner eingehen wollte, zu dem verhängnisvollen Schritt.
Aus Industriellenkreisen vernahm man Erleichterung, daß es schließlich doch nicht die Koreaner waren, die sich die Übernahme mehrerer renommierter deutscher Betriebe, darunter Becker, zum Ziel gesetzt hatten.
Die Firma Harman International mit Hauptsitz in Washington machte das Rennen.
Ende Februar 1995 erwarb sie das Unternehmen (ohne die Flugfunk GmbH, die im Besitz von Roland Becker verblieb). Sie will dafür Sorge tragen, daß die Autoradios der Nobelmarke (die von Mercedes, BMW und Porsche noch immer bevorzugt werden) auch künftig ihr weltweites Image bewahren.
Unwillkürlich denkt der Funkhistoriker an GTE bei Saba oder an GE bei Kuba, vielleicht auch an Gillette bei Braun, aber im Falle Becker stehen die Sterne günstiger.
Gruß Jean
ich glaube, viele von euch, wissen wenig über die Firma Becker, haben aber ein Becker-Autoradio im Wagen.
Aus diesem Grund habe ich folgende Infos zusammengestellt.
Es war nichts Außergewöhnliches, wenn sich 1945 ein Rundfunktechniker zum Aufbau einer selbständigen Existenz entschloß. Tausend und mehr taten das im Nachkriegs-Deutschland. Und es war auch durchaus keine Seltenheit, wenn solch ein Fachmann sich anschickte, ein Autoradio zu entwickeln, das er dann in Serie bauen wollte.
Nicht nur die bekannten Vorkriegsmarken wie Blaupunkt, Hagenuk, Loewe, Lorenz, Philips, Seibt, Siemens und Telefunken kamen Ende der 40er mit Autoradios auf den Markt. Viele neue wie Anders & Co. KG, Elaphon Knappe KG, Elcophon, Fahnenschreiber, Gareis & Co., Limley & Co., Magnophon, Marock KG., Münchner Rundfunkgerätebau, Rada-Rundfunkgerätebau GmbH, Rohde & Schwarz bzw. Meßgerätebau GmbH (ESA), Schako F. Schad, Teladi, Terraphon, Wandel & Goltermann, Wilton-Radio und noch weitere suchten ihr Heil im Autoradio.
Auch Max Egon Becker war unter diesen Anbietern, von denen doch dreiviertel keine Lebenschance hatten. Und wenn sich dann so ein Neuling anmaßte, in punkto Technik alle anderen, auch die Altbekannten mit langjährigen Fabrikationserfahrungen, zu übertrumpfen, dann mußte man sich fragen, ob der Betreffende genial oder eher naiv sei.
Becker und seine ersten Erzeugnisse bewiesen jedoch, daß so ein Senkrechtstart möglich war. Von langer Hand vorbereitet, konnte zum Jahresende 1949 der erste serienmäßig hergestellte Typ AS 49 zur Bewährungsprobe auf die Straße geschickt werden.
Bereits 1950/51 durfte sich das Pforzheimer Fabrikat seines guten Rufes als „Mercedes unter den Autoradios“ erfreuen. Von Solitude bis Mexico – Daimler Benz baute nur den „Becker“ in ihre Nobelkarossen ein.
Was wohl, könnte man scherzhaft fragen, hatten der Papst und Adenauer noch gemeinsam? Das Becker-Radio im Auto.
Aber auch die „Käfer-Fahrer“ wurden nicht vergessen. Die Spezialisten vom Rande des Schwarzwaldes, die dann ein neues Werk in Karlsbad-Ittersbach erstellten, bauten für alle Autos das passende Modell.
Avus, Monza, Solitude, Schauinsland und Nürburg hießen die 1951er-Geräte. Becker verstand es nicht nur, erstklassige Autoradios zu bauen, er war auch ein aktiver Freund des Rennsports.
1953 glänzte die Firma mit dem Mexico. Unter den Autoradios der Welt war es das erste mit automatischem Sendersuchlauf. „Man soll in den nächsten Jahren beim Wettbewerb der besten Autoradios den Mexico nicht mehr zulassen“, schrieb die Frankfurter Allgemeine am 20. Januar 1954, „er ist einfach zu überlegen.“
Der Transistor kam vor allem den Autoradios und ihren Herstellern zugute. So klein konnten die Geräte jetzt werden, daß in dem dafür vorgesehenen Platz sogar noch Raum für ein Kassettengerät blieb. Becker lieferte es 1969 in „Stereo“. Zehn Jahre später suchte man am mikroprozessor-gesteuerten „Mexico electronic“ vergeblich nach Drehknöpfchen und die Senderfrequenz erschien im Display.
Anstelle der Kassette präsentierten die Techniker aus Karlsbad 1987 die Compact Disc im Autoradio. Becker war immer vorn – in der Technik und im Preisgefüge. Kein Wunder, die teils in kleineren Serien aufgelegten Geräte wurden schließlich mit deutschen Löhnen entwickelt und gebaut. Und wer nicht Wert darauf legte, unbedingt das Beste im Cockpit seines Autos zu haben und auch den vorbildlichen Kundendienst nicht entsprechend honorieren wollte, der konnte von einem Konkurrenzunternehmen auch ein sehr gutes Gerät erwerben, das unter deutscher Leitung in Portugal oder Malaysia preisgünstiger gefertigt wurde.
Beckers zweites Standbein wurde die Aviatik. Aber auch das Flugfunkwerk litt unter Turbulenzen. Und 1995, im Jahr des 50. Firmenjubiläums, in dem Becker-Autoradios noch immer auf dem Siegertreppchen der Weltbesten standen, stellte die Geschäftsleitung den Vergleichsantrag.
Max Egon Becker hatte den Abstieg nicht mehr erlebt, er war schon 1983 gestorben. Danach wurde der Betrieb von einem Vorgang überschattet, den man „Erbfolge“ nennt. 50% der Erben wünschten „Bares“ und so kam die Becker GmbH zu einem Schuldenberg, der sich schließlich auf 70 Millionen Mark anhäufte.
Roland Becker („unser Management hat geschlafen“ suchte vergeblich nach einem finanzstarken Partner und war de facto seinen Geldgebern ausgeliefert. Die setzten in die Becker-Geschäftsleitung einen Mann ihres Vertrauens, dem das Wohl seiner Auftraggeber mehr am Herzen lag als das der Becker-Autoradio-GmbH. Als dann Herr Lee Kun Hee von Samsung / Südkorea die Übernahmebereitschaft signalisierte, drängte die Bayerische Hypobank zum Verkauf.
51% wollte Roland Becker behalten, um die mehr als 1000 Arbeitsplätze zu sichern, aber der Hypobank war eine glänzende Bilanz des eigenen Hauses wichtiger als der Erhalt deutscher Industrie-Firmen. Und so kam es, als Becker nicht auf die Bedingungen seiner Verhandlungspartner eingehen wollte, zu dem verhängnisvollen Schritt.
Aus Industriellenkreisen vernahm man Erleichterung, daß es schließlich doch nicht die Koreaner waren, die sich die Übernahme mehrerer renommierter deutscher Betriebe, darunter Becker, zum Ziel gesetzt hatten.
Die Firma Harman International mit Hauptsitz in Washington machte das Rennen.
Ende Februar 1995 erwarb sie das Unternehmen (ohne die Flugfunk GmbH, die im Besitz von Roland Becker verblieb). Sie will dafür Sorge tragen, daß die Autoradios der Nobelmarke (die von Mercedes, BMW und Porsche noch immer bevorzugt werden) auch künftig ihr weltweites Image bewahren.
Unwillkürlich denkt der Funkhistoriker an GTE bei Saba oder an GE bei Kuba, vielleicht auch an Gillette bei Braun, aber im Falle Becker stehen die Sterne günstiger.
Gruß Jean
Wir sind nicht nur für das verantwortlich was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.
(Jean Baptiste Moliere)
Stammtisch Zeven/Nordheide für alle klassischen Mercedes-Benz
jeden 3. Samstag
im Monat ab 15.30 Uhr in Appel
Please Log in or Create an account to join the conversation.
- gerd
- Offline
- Platinum Member
25 Nov 2003 22:33 #4659
by gerd
Replied by gerd on topic Becker Autoradios
Super Bericht Jean, interessant mal die Firmengeschichte zu erfahren. Ich bin Becker Fan seit ich Auto fahre (1972) lesiten konnte ich mir die teuren Dinger allerdings erst viel später!
Gruß
Gerd
Gruß
Gerd
Please Log in or Create an account to join the conversation.
- gerd
- Offline
- Platinum Member
25 Nov 2003 22:37 #4660
by gerd
Replied by gerd on topic Becker Autoradios
Übrigens, was ich an den Becker Radios neben den technischen Features und der Optik immer am besten fand war die einfache und logische Bedienung. Speziell die Japaner bauten und bauen Autoradios die Du mit der Pinzette bedienen mußt und Dich mit Ihren Gimmicks die kein Mensch braucht (17 Regler für Bässe oder so einen Käse) schwarz ärgern.
Weniger ist oft mehr!
Gerd
Weniger ist oft mehr!
Gerd
Please Log in or Create an account to join the conversation.
- bstaiger
- Offline
- Premium Member
Less
More
- Posts: 1030
- Thank you received: 10
26 Nov 2003 09:06 #4661
by bstaiger
Replied by bstaiger on topic Becker Autoradios
Könnt ihr euch noch an folgende Werbung erinnern? Becker meinte, man müsse das Radio mit so nen Kinderbeißspielzeug (also so ne Holzkugel mit d etwa 5cm und ein Stäble quer durch) bedienen können. Nur dann finde man als Fahrer auch blind alle Funktionen!
Gruß Björn, mit Nadelstreifen Becker im Fiat, vermutlich das beste Teil am Auto
Gruß Björn, mit Nadelstreifen Becker im Fiat, vermutlich das beste Teil am Auto
Please Log in or Create an account to join the conversation.
- ThomHolger
- Offline
- Senior Member
Less
More
- Posts: 627
- Thank you received: 1
26 Nov 2003 16:40 #4662
by ThomHolger
Replied by ThomHolger on topic Becker Autoradios
Jean, so gealtert - was is passiert?
Please Log in or Create an account to join the conversation.
- ReinhardUnger
- Offline
- Senior Member
Less
More
- Posts: 587
- Thank you received: 0
26 Nov 2003 18:22 #4663
by ReinhardUnger
Replied by ReinhardUnger on topic Becker Autoradios
ich war´s nicht
Please Log in or Create an account to join the conversation.
Moderators: Ragetti, Obelix116
Time to create page: 0.134 seconds