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Kupplungsgeberzylinder wechseln, kleine Katastrophe

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04 Oct 2025 13:16 - 04 Oct 2025 14:28 #349023 by rudyonline
Hallo zusammen,
die hier beschriebene Variante des Wechsels kam auch bei meinem 280 SL zum Tragen.
Nehmer und Geberzylinder austauschen.

"Kurze" Zusammenfassung:

Nehmerzylinder
1. Fahrzeug aufbocken.
2. Nehmerzylinder Entlüftungsschraube Schlauch anschließen und Bremsflüssigkeit ablaufen lassen.
3. Wenn leer versuchen die Druckleitung am Nehmerzylinder zu lösen. Wenn dies zu schwergängig geht, die Schraube nicht beschädigen und mit 3a - 3c weiter machen
3a. Alternativ auf der gegenüberliegenden Seite am Getriebe die Schlauchleitung lösen und trennen.
3b. Nehmerzylinder abschrauben und rausziehen. Dabei auf die Unterlegplatte achten und diese nicht beschädigen. (Miniknarre ging bei mir sehr gut, oder kleine Knarre mit Verlängerung. Es ist wenig Platz)
3c. Nehmerzylinder mit Leitung über dem Getriebe rausziehen.
4. Nehmerzylinder abschrauben und rausziehen. Dabei auf die Unterlegplatte achten und diese nicht beschädigen.

Geberzylinder
5. Vorne links Teppich raus
6. Verkleidung unter Lenkrad abnnehmen, dabei auf die Lampe achten und diese "rausfummeln"
7. Optional: Sitz ausbauen 
8. Geberzylinder Befestigungsmuttern lösen (10er Schlüssel),
9. Druckleitung lösen (12er Ringschlüssel geschlitzt)
10. Bremspedal lösen, dazu Splint ziehen und Achse rausziehen. (Schafft etwas Bewegungsfreiraum im Fußraum)
11. Exentermutter (Im Auge der Druckstange des Geberzylinders ausschrauben. ( Exzentermutter 14er Schlüssel, Schraube 13er Ring gekröpft.) Achtung: Möglichst darauf achten, dass die Schraube nicht herausfällt. Die schwierigste Aufgabe der ganzen Aktion war es ,die Schrauben wieder ein zu fummeln und dann die Exzentermutter aufzuschrauben. Ich habe sie später mit etwas Knetgummi fixiert und einen Schwamm vor dem Schraubenkopf platziert, damit sie nicht immer wieder herausfällt.
12. Geberzylinder obere  Befestigungsschrauben ausbauen. Dazu ausgehängtes Bremspedal ganz nach oben drücken und obere Schraube herausziehen. 
13.  Geberzylinder untere Befestigungsschrauben ausbauen. Zweite Person öffnet Entlüftung Bremssattel links (vorher Schlauch und Auffangbehälter anschließen). Bremspedal ganz runter drücken. Entlüfterschraube verschließen. Zweite Person mit einem Besenstiel o.Ä. das Bremspedal gedrückt halten lassen. Mit den dann freien Händen die untere Schraube herausziehen. Auf das Anschlagblech achten und merken, wie es gesessen hat, für den späteren Einbau.
14. Spätestens jetzt den Zulaufschlauch am Ausgleichsbehälter abnehmen
15. Geberzylinder mit Schlauch herausziehen.

Einbau:
Nehmerzylinder

1. Einen Stehbolzen in das obere Gewinde des Getriebes schrauben, um den Zylinder besser positionieren zu können. (Der kommt später wieder raus) Der Zylinder hat ja eine Vorspannung.
2. Zylinder in Position bringen und zuerst die Leitung locker einschrauben, das ist jetzt noch einfacher.
2a. Falls Leitung auf gegenüberligender Getriebeseite abgeschraubt wurde, dort wieder in Position bringen und locker festschrauben.
3. Dichtungsplatte auf Stehbolzen schieben und positionieren. Aussparung getriebeseitig!! Je nach Art des Nehmerzylinders ergibt sich Lage automatisch (spätere Version mit asymetrischem Zylinder). Bei der früheren Version muss die Nut nach unten zeigen. Diese dient zum Einschub eine Lehre zur Bestimmung des Kupplungsverschleißes. Im Betrieb hat die sonst keine Funktion.
4. Zylinder über Stehbolzen schieben und untere Schraube einschrauben. 
5. Stehbolzen ausschrauben und obere Schraube einschrauben.
6. Beide Schrauben festziehen (13er Schlüssel (Miniknarre hat sich bewährt)
7. Druckleitung festziehen (12 Ring geschlitzt, wegen des Platzes sollte er nicht zu lang sein, ich habe meinen Mittig absägen müssen)
7a. Falls Leitung auf gegenüberligender Getriebeseite abgeschraubt wurde, diese hier wieder festverbinden und anschrauben.

Geberzylinder
1. Zwischenstück vom alten Zylinder auf den neuen übernehmen. (Der Pin auf den der Schlauch kommt)
2. Schutzverschluss für Druckleitung entfernen
3. Betätigungsstange vom alten Zylinder übernehmen, sofern das geht. (Ich habe am Ende einen komplett mit neuer Stange und Auge gekauft)
4. Schlauch für Ausgleichsbehälter aufschieben (Bitte einen neuen Schlauch verwenden)
5. Zwischenstück ausrichten und Schlauch durch Tülle schieben und durch Karossieriebohrung.
6. Druckleitung locker einschrauben, geht jetzt etwas leichter.
7. Untere Befestigungsschraube einbauen. Zweite Person öffnet Entlüftung Bremssattel links (vorher Schlauch und Auffangbehälter anschließen). Bremspedal ganz runter drücken. Entlüfterschraube verschließen. Zweite Person mit einem Besenstiel das Bremspedal gedrückt halten lassen. Mit den dann freien Händen die untere Schraube einbauen, dabei das Anschlagblech nicht vergessen und richtig herum einbauen.
8. Obere Befestigungsschraube einbauen. Hierzu wie bei Ausbau das ausgehängte Bremspedal ganz nach oben bewegen.
9. Befestigungsmuttern aufschrauben und festziehen. (10er Schlüsselweite)
10. Exzentermutter platzieren und anschrauben und nicht ganz festziehen, da hier später die Einstellung gemacht werden muss. Good Luck!!! Das war der schwierigste Teil und hat unzählige Anläufe gebraucht. Die Schraube hatte ich mit Knetgummi fixiert und mit einem Schwamm hinterlegt, weil sie sonst immer harausfiel. Einmal angeschraubt lässt sie sich mit einem gekürzten 13er Ring gekröpft mit ganz viel Geduld festschrauben.
11. Druckleitung festziehen
12. Dichtungstülle auf Schlauch vom Motorraumseite aus sauber einsetzen.
13. Schlauch auf Ausgleichsbehälter aufschieben.

Befüllung
Die Befüllung erfolgt von unten nach ober gemäß Mercerdes Vorschrift. Entweder mit einem Überdruck Befüllungsgerät oder über die vordere rechte Bremsenentlüftungsschraube.
Bei der Befüllung über die Bremse darauf achten vorher ausreichend Flüssigkeit in den Ausgleichsbehälter zu füllen, denn sonst pumpt man sich Luft in den Bremskreislauf.

Dazu wird lediglich ein durchsichtiger Schlauch von etwa 1 m Länge benötigt.
1. Bremsflüssigkeitsstand im Bremsausgleichsbehälter prüfen und wenn nötig auf fast maximalen Stand ergänzen.
2. Schlauch auf die Entlüfterschraube der rechten, vorderen Bremszange stecken.
3. Entlüfterschraube öffnen.
4. Durch eine zweite Person das Bremspedal vorsichtig betätigen lassen, bis sich der Schlauch mit Bremsflüssigkeit gefüllt hat und keine Luftblasen mehr vorhanden sind. Ein Auslaufen von Flüssigkeit ist durch Zuhalten des Schlauches zu verhindern.
5. Freies Schlauchende auf die Entlüfterschraube am Nehmerzylinder stecken.
6. Entlüfterschraube öffnen.
7. In stetigem Wechsel das Bremspedal durchtreten, bis keine Luftblasen im Schlauch zu sehen sind.
8. Entlüfterschrauben an der Bremszange und Nehmerzylinder schließen und Schlauch abziehen.

Einstellung des Geberzylinders
Dieser unterscheidet sich offensichtlich nach früher und später Variante. Ich hatte die späte Variante  ab 04.1984 und  musste es über die Anleitung machen, die dem Zylinder beilag. 

Variante 1 (lt Mercedes)  (frühe Version). Hierbei ist die Stange nicht fest mit dem Zylinder verbunden?
1. Spiel zwischen Kolbenstange und Kolben des Geberzylinders auf ca 01-02 mm Schnüffelspiel nach Gefühl einstellen. Hierzu die Exentermutter einstellen und anschließend festziehen ohne diese zu verdrehen.
2. Bremspedal mit Bolzen und Splint wieder in Position bringen und befestigen.
3. Entlüftungsschraube Nehmerzylinder festziehen Befüllungsgerät oder Spritze entfernen und mit Gummischutz verschließen.
4.  Kupplungsbetätigung durch Einlagen des Rückwärtsganges bei laufendem Motor auf Funktion und Dichtheit prüfen.
5.  Bremsflüssigkeit im Bremsausgleichsbehälter bis zum Maximalstand ergänzen.

Variante 2 (lt. FTE Anleitung) (späte Version ab 04.1984)
1. Blechstreifen 1 mm Dicke zwischen Gummipuffer Pedalanschlag und Pedal einlegen
2. Füllgerät an Nehmerzylinder Entlüftungsschraube anschließen. Wir haben es zu zweit gemacht und ich habe eine Spritze mit Schlauch verwendet, was eine sehr exaktes Einstellen ermöglicht.
3. Exzentermutter so lange drehen bis Flüssigkeit im Ausgleichsbehälter ankommt. Alternativ Excenterschraube so lange drehen, bis Kolben in er Spritze sich schieben lässt. (jeweils zweite Person erforderlich)
4. Exzentermutter langsam zurück drehen bis keine Flüssigkeit mehr in Ausgleichsbehälter ankommt bzw. bis Spritzenkolben sich nicht mehr schieben lässt.
5. Schraube des Exenters festziehen, ohne dass sich die Exzentermutter verdreht (Viel Erfolg :-)  )!
6. Blechstreifen entfernen.
7. Bremspedal mit Bolzen und Splint wieder in Position bringen und befestigen.
8. Entlüftungsschraube Nehmerzylinder festziehen Befüllungsgerät oder Spritze entfernen und mit Gummischutz verschließen.
9.  Kupplungsbetätigung durch Einlagen des Rückwärtsganges bei laufendem Motor auf Funktion und Dichtheit prüfen.
10.  Bremsflüssigkeit im Bremsausgleichsbehälter bis zum Maximalstand ergänzen.

Restarbeiten
1. Teppich rein
2. Verkleidung unter Lenkrad wieder einbauen, dabei auf die Leuchte achten.
3. Optional: Wenn zuvor ausgebaut, Sitz wieder montieren.

Fazit und Tipps:
Nehmt Euch den ganzen Tag dafür Zeit. Es ist extrem fummelig, besonders im Fußraum. Die Schraube gegenüber des Exzententers hat uns echt viel Zeit und Nerven gekostet. Fällt sie raus, fummelt man möglicherweise recht lange, um sie wieder einzuführen und setzt man sie nicht fest, bekommt man den Exzenter nicht drauf und sie fällt wieder raus.
Eine Zweite Person ist in einigen Arbeitsschritten unumgänglich. Ich habe es aber auch geschafft den Geberzylinder alleine einzubauen, dann muss man das Bremspedal geeignet mit einem Stab zwischen Sitz und Pedal festsetzen, nachdem die Entlüftungsschraube des Bremssattels geöffnet wurde.
Zudem ist das Ganze echt eine Sauerei. Passt auf, dass eich die Bremsflüssigkeit nicht an den Lack gerät und legt Euch eine Menge Putzlappen parat. Die Entlüftungsschraube am Nehmerzylinder ließ immer etwas Flüssigkeit beim Befüllen entweichen, das tropft dann am Getriebe runter und versaut einem den Werkstattboden und den Unterarm.

Empfehlung: 
Immer beide Zylinder austauschen, nach zig Jahren sehen beide nicht mehr gut aus und im Zweifelfsalle muss man nach wenigen Wochen wieder ran und den zweiten auszutauschen, dass sollte man sich sparen. Die Nehmer Zylinder kosten ja nur zwischen 30-50€.
Beim Bremsflüssigkeitswechsel immer auch den  Kupplungskreislauf mit wechseln, dass wird fast nie gemacht und so sehen die Flüssigkeiten und die Zylinder dann nach einigen Jahren auch aus.

Varianten:
Achtung es gibt zwei Varianten der Zylinder. Eine frühere und eine spätere Version. Das hat nichts mit dem Modellwechsel 1985 zu tun.
Ich hatte das große Pech, dass dieser Typenwechsel exakt an dem Tag erfolgte, als mein R107 vom Band lief. Selbst Mercedes war unsicher welcher Zylinder drin ist und gab mir die Nummern der frühen Version.
Beide passten nicht und ich musste dann , sofern möglich, gegen die spätere Version umtauschen.
Unterschiede: Die  frühere Version des Nehmerzylinders hat eine symtrische Gehäuseform mit der Stange zentrisch und mittig und den Befestigungslöchern in einer Linie. Die spätere Version hat die Stange außermittig. Füpr die frühe Version ist die Dichtungsplatte nicht mehr lieferbar, also besser beim Ausbau nicht kaputt machen, oder eine selber schnitzen.
Beim Geberzylinder hatte ich den späteren verbaut, bei dem die Stange mit einem Kugelkopf im Zylinderkolben eingerastet. Ich hatte zuerst den früheren geliefert bekommen (50€) und durch abschleifen der Kugel versucht die Stange dafür passend zu machen. Das war aber blöd, da ich nicht wusste, dass der spätere Einstellbereich via Exzenter nur wenige Millimeter beträgt. Das war mir dann zu unsicher, wegen der Länge und anderen Faktoren und dann habe ich Lehrgeld bezahlt und mir den späteren inkl. Betätigungsstange gekauft für 149€.
Der frühere Geberzylinder hat keine Kugelkopfaufnahme am Kolbe, sondern eine kleinen "Metallkäfig" wo die Stange offenbar nicht einrastet, sondern lose auflicgt und daher auch das Schnüffelspiel erlaubt.
Den habe ich derzeit auch übrig, er ist neu und wechselt für 30 € den Besitzer.

Anbei noch ein paar Fotos zu den Zylindern und den Anleitungen. Zu sehen die späten Versionen der Zylinder, wie sie bei mir verbaut wurden.

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Ich hoffe ich kann zukünftigen Kupplungsschaubern etwas helfen.
Schöne Grüße
Rüdiger


 
Last edit: 04 Oct 2025 14:28 by rudyonline.
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04 Oct 2025 14:03 #349025 by Chromix
Hallo ???,

danke für den Beitrag, wenn ich auch als Besitzer eines Fahrzeuges mit Automatikgetriebe nicht davon profitieren kann.
Das wäre ein schönes Thema für einen Werkstattartikel gewesen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden .....

Hälsningar,
Lutz

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04 Oct 2025 14:29 #349028 by rudyonline
Ich bin noch neu hier und wusste gar nicht, dass es Werkstattartikel gibt.
Ich schaue mir das mal an, ggf. kann ich den ja dahin verschieben oder kopieren.
Danke für den Hinweis
LG
Rüdiger

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04 Oct 2025 21:59 #349038 by karlo63
Top Rüdiger nach so einer Aktion bräuchte ich garantiert einen Knochendoktor und wäre 2Tage nicht ansprechbar , Respekt wer es selber macht .

Gruss Karl
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05 Oct 2025 00:11 #349043 by Chromix

Ich bin noch neu hier und wusste gar nicht, dass es Werkstattartikel gibt.
Ich schaue mir das mal an, ggf. kann ich den ja dahin verschieben oder kopieren.

Hallo Rüdiger,

nein, das kannst Du nicht, die Werkstattartikel werden vom Admin eingestellt und sind dann unter SLpedia zu finden.
Ich finde nur leider keine Info, in welcher Form die Entwürfe mit welchen Bilder an wen zu mailen sind. Ich dachte, die Information gab es mal irgendwo .....
Vielleicht schreibt der Volker noch was dazu.

Hälsningar,
Lutz

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