Restaurieren, aber wie?

Gentlemen,

ich würde gerne ein paar € in meinen Schlitten stecken und bitte Euch um Eure Gedanken.

Objekt: Mursi 450 SL BJ72 rostfrei, H-Kennzeichen, aber Ami typisch runtergewirtschaftet. Habe ihn jetzt knapp zwei Jahre.

Hab 2011 die Sitze schweineteuer machen lassen, was dazu führt, dass der Rest umso schlechter aussieht.

Der Lack ist fällig. Er wurde jedoch in US schon mal lackiert, sodass er vorher wohl blank gemacht werden muss.

Er hat noch kein Mike Sanders im Gerippe.

Ich habe zunehmend das Gefühl, dass der Wagen mehr Spass macht, wenn der Zustand besser/perfekt ist. Die erste Haben-will-Begeisterung ist jedenfalls vorbei.

Budget ist vorhanden und auch der Wille, evtl unvernünftig zu agieren (Stichwort Wiederverkaufswert).

Was ratet Ihr mir? Wohin soll ich mich wenden?

Viele Grüße ins Forum
Uli

Hi Uli,

bei solchen Anfällen kaufe ich mir immer ein altes Motorrad....grad auch wieder.


Stell den Schlitten in die Garage und fange mit dem Unterboden an. Schrupp an den einschlägig bekannten Stellen die gummiartige Masse herunter und schau nach, wie es dort aussieht. Dann instandsetzen oder neu versiegeln.

Nun gehste bei und wirfst mehrere Blicke auf die untere Technik, Bremsscheiben, Klötze, Schläuche, grad die Schläuche werden gern vernachlässigt. Sie altern nicht nur äußerlich sondern neigen auch dazu, sich zu verengen, was der Bremsleistung nicht zugute kommt.

Mach die Lager der Achsen, die Gelenke der Lenkung und dann ist der Winter auch schon um.

Nächstes Jahr schreibst du alles auf, was dir so an dem Auto missfällt und der nächste Winter steht bereit, diese Mängel zu beheben.

Ganz zum Schluss erst kommt der Neulack und danach diese Fettkur....vorher würde ich das olle Frittenfett da raus lassen. Einfach eine ungesehene Karosse "fluten", wie man so schön und wichtig sagt, ist Unfug.

Gruß
Willy

Hallo Uli,

schau mal hier deinem Namensvetter Ulli rein, da habe ich mir auch mal das Eine oder Andere abgeschaut, habe allerdings meinen 500SL letzten Monat mit Wertausgleich gegen einen 911er 993 getauscht.

Restauration 500SL

MfG
Konrad

... oder Du schaust hier vorbei ...

Grüßle

Thomas

Hallo Uli,

ich kann dir nur raten es dir gut zu überlegen!

In meinen Augen macht so ein Projekt nur Sinn wenn man über folgende Parameter verfügt:

- Bereitschaft sehr viel selbst zu machen
- Zugriff auf kostenlose oder sehr günstige Fachkompetenz
- günstigen aber doch sehr guten Lackierer
- sehr viel Zeit und Geduld

Alternativ:

Bereitschaft deutlich mehr Geld in das Fahrzeug zu stecken (inkl. Anschaffung) als es danach wert ist....


Wenn man mal angefangen hat das gute Stück zu strippen, sieht es sehr schnell so aus als würde es gerade vom 100.000 km Test der Auto Bild kommen!

Und dann steht jedes einzelne Schräubchen auf dem Prüfstand. Du wirst dann sehr oft sagen: "Wenn er schon mal auseinander ist, machen wir das gleich neu"....
Und auch deine Beschreibung "Rostfrei" wird sich möglicherweise stark relativieren.

Am Ende werden dann sehr viel mehr Neuteile als gedacht in den Neuaufbau fließen.
Und ich selbst habe die Erfahrung gemacht... die Amis bauen das Fahrzeug nach einer Lackierung nicht mit der gleichen Liebe zusammen wie es ein deutscher Fachbetrieb macht.

Ich habe nicht den Eindruck dass du die Arbeiten selbst durchführen willst, daher solltest du dir gut überlegen ob dein Fahrzeug die richtige Basis darstellt, ich kann das nicht beurteilen. (Die Meinung der anderen?)

Sicher gibt es Retaurationsfachbetriebe, welche dir das ausgezeichnet machen.
Ich kann dir aber keinen nennen....


Viele Grüße

Sven


EDIT: Ich habe deinen Text nochmal gelsen. Vergiß was ich geschrieben habe... du bist bereit unvernünftig zu agieren... ALSO, HAU REIN!!!!

Hallo Uli,

definier doch mal, über welche Summen und welche Eigenleistung Du nachdenkst?

Willst DU eher technisch verbessern oder eher optisch, oder Beides?

Wenn ich Deinen Text lese, sehe ich vermeintlich einen Widerspruch?
Leder neu bedeutet ca. € 1.500,00 - 2.000,-- beim Sattler, schweineteuer?

Lackierung teil- oder vollzerlegt neu 2.500 - 5.500,-- je nach Eigenleistung, Gummis neu, Frontscheibe neu, ...

Achsen, Lenkung, Bremsen, Einspritzanlage, Dämpfer ... 3.000 - 6.000,--

Gruß JEns

Hallo zusammen,

Erstmal vielen Dank für die Antworten!

Generell ist es so, dass ich mangels Werkstatt nur begrenzt selbst schrauben kann. Sitze, Kombiinstrument, Anbauteile usw geht natürlich schon, aber alles mit Hebebühne nicht.

Ich will den SL optisch und technisch verbessern. Folgendes habe ich schon hinter mir: Standard-Mursi-TÜV-Programm, Windschutzscheibe, Achsgummis, Lenkgetriebe, Benzinleitungen.

Sitze schweineteuer bedeutet 2800 Flocken (Leder, Gummihaar, Federkernverstärkung).

Budget wäre ca. 10k vorhanden. Wenns weniger kostet, bin ich auch nicht böse ...

In unpatriotischen Momenten habe ich auch Anwandlungen, die Kiste einfach übern Winter ins osteuropäische Ausland zu stellen. Was ist davon zu halten?

Autogas und andere Umbauten sind nicht so nach meinem Geschmack. Habe noch ein Alltagsauto.

@Jens, danke für dir Preisindikationen!

Viele Grüße ins Forum,
Uli

Hallo Uli,

europäisches Ausland bedeutet heutzutage Ukraine oder noch weiter ostwärts. Polen ist dafür schon zu westlich und somit zu teuer. Polen war vor gut 8 Jahren interessant. Eine Hebebühne brauchst Du normalerweise nicht. Mit einem großen Wagenheber und etwas Platz nach oben geht auch schon einiges. So habe ich schon die HA und die VA revidiert.

Gruß Uli.

Hallo Uli,

jetzt will ich die Kostenrechnung von Jens ergänzen in Bezug auf Karosserie. Ich hab aktuell einen Strich acht zu neuem Leben erweckt, so gut es ging in Eigenarbeit. Grundsätzlich gilt: Wenn machen, dann richtig... Du würdest Dich nachher über jeden Euro ärgern.

Ich hab mein Auto in Selbstarbeit entrostet und alles was nur Ansatzweise faulig war entfernt. Die Stunden hab ich nicht gezählt aber es waren viele. Bis das Fahrzeug entrostet war vergingen mindestens 50 Stunden. Dann gings zum Schweißen. Heckpartie, Boden und Kotflügel hinten und der Schweller wurden ersetzt. Reine Arbeitszeit für´s schweißen waren 130 Stunden. Hierzu kamen noch Blechteile für 3000 €.

Dann gings wieder zum Lackieren. Schleifarbeiten hab ich selber erledigt. Zumindest das Grobe. Nassschleifen machte der Fachmann, lackieren usw. auch. Trotz Eigenleistung noch 3000 Latschos.

Dann wie von Jens erwähnt noch diverse Dichtungen etc. was locker noch 1500 € verschlingt.

Der Zusammenbau darf nicht unterschätzt werden. Hierfür braucht der Fachmann schon 50 Stunden. Als Laie dürfte sich die Zeit allerdings noch deutlich verlängern.

Halt uns auf dem laufenden wie Dich entschieden hast.

Grüße Richi

Hallo Uli,

ich persönlich würde mich als erstes um eine gute Technik kümmern.
Ein zuverlässiges Fahrzeug macht den größten Teil am Fahrspass aus.
Danach würde ich einfach nach und nach Schönheits-Ops durchführen.

Immerhin handelt es sich um ein 40 Jahre altes Fahrzeug, da muss es meiner Meinung nach nicht immer perfekt sein. Pattina gehört da auch dazu. Es sei denn Du willst auf Ausstellungen. So schön frisch restaurierte Fahrzeuge auch sind, mir gefallen auch Fahrzeuge die nicht ganz perfekt aussehen und denen man ansieht, dass Sie gefahren und benutzt wurden.

Bei einem neu restaurierten Fahrzeug sehe ich auch das Problem, dass man sich über jeden Kratzer sehr ärgert. Was den Spass dann oft einschränkt. Man fährt nicht mehr bei schlechtem Wetter, weil irgendwas dreckig werden könnte, parkt nicht mehr in Parkhäusern, weil man Angst hat ein Delle in die Tür zu bekommen...

Wie Du auch schon sellst festgestellt hast: Ein neuer Ledersitz in einem alten Auto macht irgendwie das Gesamtbild des Fahrzeugs kaputt. Und so geht es dann weiter. Plötzlich hast Du einen neuen Lack und der alte Chrom, das Verdeck oder die alten Gummis passen nicht mehr so richtig zum Gesamtbild.

Also wie gesagt, ich würde das Geld für die Technik, die Rostvorsorge investieren und ihn pflegen.

Just my 2 cents
Claus

On 2011-10-13 09:57, quax1968 wrote:
Hallo Uli,

ich persönlich würde mich als erstes um eine gute Technik kümmern.
Ein zuverlässiges Fahrzeug macht den größten Teil am Fahrspass aus.
Danach würde ich einfach nach und nach Schönheits-Ops durchführen.

Immerhin handelt es sich um ein 40 Jahre altes Fahrzeug, da muss es meiner Meinung nach nicht immer perfekt sein. Pattina gehört da auch dazu. Es sei denn Du willst auf Ausstellungen. So schön frisch restaurierte Fahrzeuge auch sind, mir gefallen auch Fahrzeuge die nicht ganz perfekt aussehen und denen man ansieht, dass Sie gefahren und benutzt wurden.

Bei einem neu restaurierten Fahrzeug sehe ich auch das Problem, dass man sich über jeden Kratzer sehr ärgert. Was den Spass dann oft einschränkt. Man fährt nicht mehr bei schlechtem Wetter, weil irgendwas dreckig werden könnte, parkt nicht mehr in Parkhäusern, weil man Angst hat ein Delle in die Tür zu bekommen...

Wie Du auch schon sellst festgestellt hast: Ein neuer Ledersitz in einem alten Auto macht irgendwie das Gesamtbild des Fahrzeugs kaputt. Und so geht es dann weiter. Plötzlich hast Du einen neuen Lack und der alte Chrom, das Verdeck oder die alten Gummis passen nicht mehr so richtig zum Gesamtbild.

Also wie gesagt, ich würde das Geld für die Technik, die Rostvorsorge investieren und ihn pflegen.

Just my 2 cents
Claus

Normale Gebrauchsspuren sind ok., wenn er schreibt der Lack sei fertig, dann wird das schon anders aussehen.
Es hat halt nicht jeder " Liebhaber " Bock mit einer fahrenden Mülltonne rumzugurken.

Wolfgang

So wie ich es gelesen habe:
Der Lack ist fällig -
Der Lack passt nicht zu den neuen Sitzen.

Du hingegen setzt jetzt einen oben drauf und sagst der Lack sei fertig.
Man sieht es liegt immer ein wenig an der Wahrnehmung.

Gleich von fahrender Mülltone zu reden ohne das Fahrzeug gesehen zu haben halte ich für übertrieben.

@Uli:

Es gibt meiner Meinung nach drei bis 4 Fraktionen beim 107er:

1. die Low-Budget-Spaßfraktion: Scheiß egal, Hauptsache die Karre fährt und ist ein Cabrio

2.1 Die Medium-Budget-Opto-Fraktion: Hauptsache der Hobel sieht gut aus! Unterm Blech is mir egal

2.2 Die Medium-Budget-Techno-Fraktion: Hauptsache der Hobel fährt gut, Das Blech is mir doch egal

3. Die High-Budget-Restaurierfraktion: Das Auto muß perfekt werden und soll so bleiben.


Das Argument Fahrspaß ist in meinen Augen ein gewichtiges. Ich kenne mehrere toll restaurierte 107er Putzzeuge, die in Watte gepackt werden, die nicht einfach mal vor dem Kaffeehaus unter ner Linde stehen dürfen, nur mit sanftem Gasfuß "cruisend" bewegt werden und keinen artgerechten Auslauf bekommen.

Letztlich mußt DU entscheiden, was DU willst.

LG Jens

jens, das hast du sehr gut zusammengefasst.

Ich stehe ja auch vor einem ähnlichen Problem. Dabei wollte ich erst noch vor ein paar Monaten meinen Wagen verkaufen. Habe es aber dann doch gelassen, weil ich schon einiges in den Wagen gesteckt habe und mir das nicht bezahlt wird.

Mittlerweile habe ich mich entschlossen ihn als Alltagsklassiker zu nutzen. Ich fahre generell nicht soviel mit dem Wagen, weil wir auch noch andere Fahrzeuge haben.
Ich stecke jetzt auch nochmals Geld in die Technik (Abgasanlage, Vorderachse, neues Gebiss) und erfreue mich dann über den Motorlauf und dem Fahrverhalten. Natürlich macht das auch bloss Sinn wenn die Substanz des Fahrzeuges gut ist.

Ich vertrete für mich die Meinung, technisch muss er zuverlässig sein und eine gute Rostvorsorge ist pflicht. Mich stören die nicht originalen und wenig passgenauen Kotflügel bei meinem nicht (mehr). Ist halt für mich o.k so, da ich den Wagen im Alltag bewege.
Kann ich auch irgendwann mal machen, wenn diese dann mal durch sind.

Es macht einfach Spass den Wagen zu fahren und zu erleben.
Klar, eine durchgegammelte Kiste macht keinen Spass, aber wenn dies der Fall sein sollte, dann lohnt sich ein Aufbau eigentlich nicht. Dann ist es wirtschaftlich sicher besser, gleich ein gutes Modell zu kaufen und dort gutes Geld hinzublättern.

Es kommt halt immer darauf an, was man mit dem Fahrzeug vor hat.





[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : quax1968 am 13-10-2011 13:41 ]

Uli,

rechne mal:

deinen Einstandspreis
das, was du schon investiert hast
zuzüglich deiner 10k€

für einen US 450er

Du schreibst selber das Will-haben-Gefühl ist schon vorüber, wenn er dann die 10k€ verschluckt hat, wird sich dieses Gefühl auch nicht wieder einstellen und wenn dann nur kurzfristig.

Tipp A:
Fahr ihn solange du Spaß daran hast und machst nur die wirklich nötigen Dinge um ihn anschliessend durch die Türe zu treten.

Tipp B: Mach ihn fein und finde dich mit dem Gedanken ab, dass du die Investitionen ggf. nie mehr zurück bekommst.

Bei Tipp B hattest du wenigstens Spaß an der Freude, die ist oftmals nicht mit Geld zu bezahlen!

Martin