Jugendträume und Alterssünden

Schon vorweg: Ich bitte um Nachsicht für den langen Vorstellungstext … Vielleicht macht ja der romantische Plot Freude: Teenagerliebe aus den Augen verloren, dann läuft man sich Jahre später wieder über den Weg und … Aber lest selbst.

Ich bin in den 70er und 80er Jahren zur Schule gegangen; zu dieser Zeit war der R107 eine der edelsten Erscheinungen auf dem Automarkt und aus irgendwelchen Gründen (muß man das erklären? ) für mich das schönste Auto der Welt. Als er 1989 durch den R129 ersetzt wurde, noch bevor ich eine Chance hatte, ans Geldverdienen und Autokaufen zu gehen, fühlte ich mich schnöde übergangen und beschloß ersatzweise, mir ganz bestimmt später einmal als Rentner einen 107er als Oldtimer zuzulegen. Was man eben als junger Mensch so denkt.

Bis 2005 besaß ich erst einmal gar kein Auto: Im Studium hatte ich kein Geld dafür, im Berufsleben bekam ich teilweise eins vom Arbeitgeber gestellt, teilweise kam ich allein mit ÖPNV aus. Irgendwann fiel mir auf, daß der 107er immer noch zu reinen Gebrauchtwagenpreisen ohne Sammleraufschlag gehandelt wurde und eigentlich auch ohne Einschränkungen alltagstauglich war (großer Kofferraum, sehr konkurrenzfähige Fahrleistungen, Ersatzteile damals noch problemlos verfügbar, usw.). Warum eigentlich bis zur Rente warten? Ich begann mich umzuschauen. Die Auswahl war klein, denn auf meiner Anforderungsliste standen (und stehen bis heute) auf Platz eins „Handschaltung“ und auf Platz zwei „maximaler Hubraum“, und damit kam nur einer der nicht allzu häufigen handgeschalteten 300 SL in Frage. Der erste, den ich besichtigte, war gleich der Volltreffer: fast exakt die Sonderausstattung, die ich selbst auch bestellt hätte; guter Zustand; neues Verdeck; mit 180.000km noch erträglich alt; mit Rauchsilber/Dattel sehr akzeptable Farben. Wie der Zufall es wollte, fand sich für die erste Überholung nur wenige Kilometer von mir entfernt eine kleine Werkstatt, die sich auf 107er spezialisiert hatte: Fa. Großjung. So wurde 2005 mein erstes eigenes Auto ein 300 SL.

Nur ein Jahr später änderte sich meine berufliche Situation, ich zog in die schöne Pfalz, und das Auto wurde von einem Tag auf den anderen Alltagsfahrzeug, denn öffentliche Verkehrsmittel sind bei uns im Wald nicht so richtig üblich. Gut sieben Jahre lang fuhr mich der R107 nahezu ohne Ausfälle und mit bescheidenstem Reparaturaufwand 24/365 durchs Leben. Er hat mich durch den Innenstadtverkehr von Paris, nach Berlin und durch die Alpen der französischen Schweiz getragen, und von den meterhohen Schneeverwehungen des Pfälzer Winters ließ er sich schon gar nicht schrecken (beim Mopf ist der Schneeräumer ja serienmäßig).

Erst 2013, mit mittlerweile gut 280.000km auf dem Tacho, wurde das Auto ziemlich plötzlich unzuverlässig; die Zündung machte immer wieder Probleme, die die Werkstatt nicht in den Griff bekam. Da jetzt auch der Lack anfing, hier und da Blasen zu werfen, und absehbar war, daß das Auto zum Pflegefall werden würde, besorgte ich mir kurzerhand einen bezahlbaren W211 für den Alltag und meldete den R107, als der TÜV abgelaufen war, schweren Herzens erst einmal ganz ab. Einige Jahre stand er in der Garage und lag auf meinem Gewissen, denn ich wußte genau, daß er dort vor sich hin gammelte.

Schließlich dachte ich: Andere Leute kaufen sich für (mittlerweile) viel Geld ein solches Auto und arbeiten es auf; ich habe hier eins in der Garage stehen und scheue mich davor, etwas Geld für Werkzeug und etwas Zeit für Recherchen aufzuwenden? Also wurde es 2017 endlich wieder über den TÜV gebracht und angemeldet, wobei ich jetzt anfangen wollte, das eine oder andere auch selbst zu machen. Das erste Erfolgserlebnis lieferte mir die Zündung: Nachdem ich auf einen Verdacht hin die Zündkabel getauscht hatte, hatte sich das seit Jahren scheinbar unüberwindliche Problem auf einmal in Luft aufgelöst. Es waren einfach nur ausgeleierte Zündkerzenstecker gewesen.

Natürlich gibt es noch genug Dinge, die ich nicht selbst mache. Von vielen Blechen sind nur noch traurige rotbraune Zombiegestalten übrig, so daß auch noch viel Geld zum Karosseriebauer wandern wird. Aber das betrachte ich als den Preis dafür, daß ich sieben Jahre lang mit dem Traumauto meiner Jugendzeit durchs Leben fahren durfte. Und aus meiner frühen Idee, im Ruhestand 107er zu fahren, könnte auch noch etwas werden …

Wilfried

Moin Wilfried,

nette Geschichte!
Das du ihn wieder auf die Straße bringst hat er verdient;
Wo er jetzt schon so viel Jahre bei Dir ist.
Viel Spaß hier...

Hallo Wilfried, viel Spaß mit deinem SL im Forum.
Rudiger

Moin Wilfried
Gruß aus der Eifel und willkommen im Forum.
Schöne Story und noch viel Spaß mit dem alten alten!

Dann auf einen streusalzfreien Fahrzeugruhestand !
Gruss
Achim

Servus Wilfried,

dann mal Mut an das Projekt. Geduld ist das oberste Gebot, dann wird das auch was.

Gruß aus der Südpfalz
Richard

Hallo Wilfried,

eines ist sicher: hier im Forum wird Dir definitiv geholfen...
Die Pfalz ist groß, die "schöne" Pfalz liegt südlich...
Wo parkt er denn?

Viel Spaß mit deinem 300er!

Chris
(Südpfalz)

Servus Wilfried,
schön zu lesen, das wird schon.
Der Spaß danach ist doch um so schöner

Schöne Geschichte, Wilfried. Viel Spaß hier und beim restaurieren deines SL.

Chris_68 schrieb: Wo parkt er denn?

Raum Bärmesens ...

Wilfried

Hallo Wilfried,

viel Freude mit deinem SL im Forum

Hallo Wilfried,
was für eine Vorstellung. Du musst ihn behalten und wieder hübsch machen. Viel Erfolg dabei!

FensterRunter schrieb:

Chris_68 schrieb: Wo parkt er denn?

Raum Bärmesens ...

Wilfried

Hunderte Kilometer feinster Pfälzer Wald und Nordvogesen
I like it.

Hallo Wilfried,

willkommen mit Deinem Stück Herzblut in der SLpedia Sternzeit 107.

Moin Wilfried,

Willkommen hier in der Sternzeit eins-null-sieben.
Ja, der 107er hat immer noch das Potential jeden in seinen Bann zu ziehen.

Willkommen,
auf jeden Fall langsam wieder aufbauen.
Ihr gehört einfach zusammen

Richard64 schrieb: Hunderte Kilometer feinster Pfälzer Wald und Nordvogesen
I like it.

Wie wahr ...

Ich bin gestern und heute 130km durch die Täler und Höhen gekurvt und freue mir gerade ein Loch in den Bauch. Diese Woche sind die Achslagergummis gewechselt worden (die vorne waren 15, die hinten wohl 32 Jahre alt), jetzt sind vorne die mit DTL-Verstärkungen drin. So kurvensüchtig habe ich meinen Kleinen noch nie erlebt. Das reine Vergnügen.

Schöne Pfingsten an alle!

Wilfried

Hallo Wilfried,

das klingt ein bisschen nach „Sandkastenliebe“, da lohnt sich die Mühe ganz sicher!!

Viele Grüße
Dominic

Hallo Wilfried
Alter schlappenflicker gruß aus der Nordpfalz.Mike