Frühe Modelle und die reine Lehre

Moin!

Die Tage sprach ich mit jemandem, der ein frühes Modell bevorzugte, weil er darin die reine Lehre sah. Gelsenkirchner Barock, wie er es ausdrückte, sei nicht seins. Irgendwie geht mir das nicht aus dem Kopf. Das Jemand kein Holz mag, o.k. Damit kann ich leben. Aber die Oberklassemodelle aus dem Hause Mercedes trugen immer reichlich Zierrat, auch Holz und nur die frühen 107/116er mußten ohne auskommen, das ist dann wirklich die "reine Leere". Mercedes sah seinen Irrtum schnell ein und staffierte die Fahrzeuge wieder luxusgerecht aus. Was bleibt, ist die Frage, warum gerade diese Plastezeit von einigen als das einzig wahre empfunden wird. Ich kann mich noch erinnern, das auch Alf Craemers sich irgendwann so äußerte. Allein, verstehen kann ich es nicht! Diese öde Plastiklandschaft setzt doch ein Luxusgut mit der Mittelklasse auf eine Stufe!

Micha

(Na los, haut mich! )[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Micha B. am 20-12-2006 09:18 ]

Cheffe Micha,

Du bist doch ein viel zu netter Mensch und Zeitgenosse, um Dich zu hauen.

Ganz lieben Gruß nach Wallensen
JEns

Du bist doch ein viel zu netter Mensch und Zeitgenosse, um Dich zu hauen.

Ich hatte auch nicht vor mich zu hauen!

Micha (Mensch und Zeitgenosse!)

Die kollektive Entdeckung des 107ers verläuft in der Szene abschnittsweise, was diese gewissen Modeströmungen unterwirft, wobei Meinungsmacher wie Gerd oder Willy eine wichtige Rolle spielen. Im Augenblick sind halt die "ganz frühen" en vogue. Klar haben die ihren Reiz.

Die mittleren Jahrgänge werden demgegenüber wenig geschätzt, weil nicht mehr "früh" und noch kein MOPF. Unser Freund Gerd singt bekanntlich das Hohelied der MÖPFE, ist aber auch - nachdem er derartige Fahrzeuge in sein Kleinprogramm aufgenommen hat - den "ganz frühen" nicht mehr abgeneigt, was der Nachfrage guttat. Willy - mit 500 SL Bj. 80 - versucht, das technikgeschichtlich hochinteressante Energiekonzept schlecht zu reden resp. auf "lange Achse" zu reduzieren - was freilich eine grobe Verkürzung der Tatsachen ist.

Ich erinnere mich noch gut, als "Ikonengold" angesagt war. Mittlerweile wird es als zu stark auftragend angesehen. Dagegen ist das zarte "Beigemetallic" schwer im Kommen, nicht aber der 80er-Farbton "Champagnerbraun" - obwohl praktisch identisch.

Als Konstanten können lediglich die mehrheitliche Präferenz für den MOPF und die mehrheitliche Ablehnung von Spoiler und Graustreifen gelten. Das könnte, gut möglich, so bleiben.

Die Faszination der Baureihe 107 liegt in ihrer epochenübergreifenden Bauzeit von 18 Jahren. Es gibt noch viel zu entdecken.

Grüße, HM

Nun, man nähert den Wagen mit dem Plastikinnenleben nicht nur der Mittelklasse sondern auch einem E-Type an. Ein W198 hatte auch kein Holz, wenn ich micht nicht täusche.

Allerdings ist der R107 der falsche Wagen für sportlichen Purismus in meinen Augen.

Gruß
Holger

Kann mit dem Begriff der "reinen Lehre" im Zusammenhang mit einem 107 nun wirklich nichts anfangen.

Für mich ist der 107 "Barock" , ob Gelsenkirchener ist Definitionssache. Für Puristen ist der 107 zu keinem Zeitpunkt was gewesen, dann Porsche RS aus der Zeit, das ist die reine Lehre. Da wurde sogar für das Weglassen deutlich mehr berechnet.

Sportwagen ist als was anderes, was ist dann "reine Lehre" beim 107 ? Oder war doch die "reine Leere" gemeint im Vergleich zu den späteren Holzapplikationen

Ansichten sind eben unterschiedlich......und so Zeitungsreporter müssen ja auch immer viel schreiben, damit die Seiten gefüllt werden können

Juergen

Moin,

HM...nana....

Nun ernst,
da ich den 500er der ersten Serie, (N. 137) habe, ist es mir eine Freude und Pflicht, diesen vor Feinden zu beschützen!

Das er mich in dieser Mission durch keinen Mehrverbrauch, wohl aber durch einen merkbaren Leistungsvorteil gefällig unterstützt, erleichtert diese Aufgabe sehr.
Es ist ein leistungsfähiges, in seiner Klasse genügsames und schönes Auto.

Aber!

Dennoch war mein ursprünglicher Wunschkandidat ein Silberdistel 280SL. Das war mein absoluter Favorit, der SL schlechthin!

Heute würde ich mir einen 350 als Schalter gut vorstellen können, Silberdistel und mit Stoffsitzen in dunklem Grün.

Warum? Nun, der 350er Motor läuft super** und ist mir leistungsfähig genug, für Spaß am Auto müssen keine Horden von PS oder Drehmoment her. Schalter weil es ein Vergnügungsfreizeitauto ist. Ich muss es nicht fahren wenn ich keinen Bock habe und Rennen muss es auch keine gewinnen.

Stoff weil es mir persönlich angenehmer ist und Silberdistel weil ich die Farbe endgeil finde! Die Holzteilchen im Auto so wie sie bei meinem sind, .....Wurzelholz hingegen finde ich zu modern und zu "dick aufgetragen".

**
weil der 350 aber zu gierig in seinem Verbrauch ist, tät ich einem 300er den Vorzug geben, er ist bei aller Begeisterung für das Hobby 107 einfach die beste Varianten für einen "wirtschaftlich" denkenden Zeitgenossen wie mich.


Gruß
Willy

Für mich stellt sich die Frage MOPF / VORMOPF etc. eigentlich weniger.

Beispielsweise assoziiere ich die Freude an meinem 107er mit dem Baujahr, in meinem Fall 1984, verbunden mit den jeweiligen Erinerungen des Lebensabschnittes.

Da ich genau dieses Jahr retrospektiv "widererleben" will, kommt für mich persönlich weder ein früher, noch ein später 107er in Frage, einfach weil mir meine persönliche Korrelation dazu fehlt.

Ein paar NM Drehmoment oder PS hin oder her sind mir Wurscht! Wer schnell unterwegs sein will fährt doch nicht 107er

Gruss,

Michael

Bei dem gemächlichem Tempo mit dem man den 107 bewegt
würde auch ein 200er 4 Zylinder mit 95 PS reichen
Jeder eben wie er will,ob mit Holz oder ohne,ob Automatik oder Schalter,ob mit allen Extras oder als Landwirtmodell.
Ich finde meinen sowieso am schönsten,auch wenn es kein Mopf wäre
Gruß
Andi

Beispielsweise assoziiere ich die Freude an meinem 107er mit dem Baujahr, in meinem Fall 1984, verbunden mit den jeweiligen Erinerungen des Lebensabschnittes.

Da ich genau dieses Jahr retrospektiv "widererleben" will, kommt für mich persönlich weder ein früher, noch ein später 107er in Frage, einfach weil mir meine persönliche Korrelation dazu fehlt.

Interessant!
Übertragen auf meinen 300er eröffnet sich da eine Sichtweise, die ihn mich noch deutlich mehr als bisher wertschätzen läßt. 1987 war so in der oberflächlichen Rückschau eines meiner "besten" Jahre. Ich habe nur sehr viele sehr schöne Erinnerungen an dieses Jahr. Noch ein Grund, meinen 107er nicht wieder unter die Leute zu bringen.
Zur "reinen Lehre": sooo unergründlich ist die Begeisterung einiger für den Plaste-Innenraum nicht. Wie in vielen Bereichen wird immer gerade dasjenige besonders geschätzt, was selten ist. Die Masse der 107er trägt das eine oder andere Holz. Die mit Interesse wahrgenommene Ausnahme sind die wenigen holzlosen. Ich möchte wetten, daß bei der Einführung der Holzvariante so gut wie niemand der "reinen Lehre" nachgetrauert hat. Heute wird es nicht geschätzt, weil es etwa schöner oder authentischer wäre, sondern nur, weil es seltener und damit "anders" ist. Auch der Umstand, daß heutzutage schalterüberladene Holzmittelkonsolen die Regel sind, setzt den frühen 107er, der lediglich den Warnblinkschalter in seiner Plastikverkleidung umherfährt deutlicher vom Alltagsfahrzeug ab, als den mit holzgebetteten Schaltern für Sitzheizung, Fensterheber und womöglich noch Reiserechner aufgeröldelten Mopf-SL.
Ob "anders" allerdings besser ist, fragt Micha sich ganz zu recht.

Gruß, Heinz

On 2006-12-20 20:03, mtinkl wrote:

Da ich genau dieses Jahr retrospektiv "widererleben" will, kommt für mich persönlich weder ein früher, noch ein später 107er in Frage, einfach weil mir meine persönliche Korrelation dazu fehlt.

Oha! Muß ich mir nun sorgen machen? Mein ältester ist von 1935, mein mir liebster von 1939! Sollte ich mir doch mal einen kleinen Schnautzbart wachsen lassen??

1984 fand ich den 107 einfach gräßlich anachronistisch. 1982 mußsten sich meine Eltern wegen erneutem Kindersegen einen größeren Wagen Kaufen - Zur Wahl standen 123T, Citroen CX Familiale oder Passat Variant. Ich habe als Kind gebetet, nicht in dem 123 mitfahren zu müssen - neben einem brandneuen Ford Sierra sah das ding sooo alt aus. Neben W126 und 201 ebenso. Der 107 war da nochmal unmoderner, nur was für Rentner!

Heute ist er nicht mehr altbacken und peinlich sondern liebenswert charmant. Sieht aus wie ein Oldtimer, ist aber alltagstauglich und Teile gibts auch praktisch alle und das auch noch zum überschauberen Preis. Die ersten werden zum Oldtimer im Sinne des Sammlerstücks.

Wenn es dann mal wirklich ein Oltimer ist (für mich erreicht, wenn praktisch keiner mehr auf die Idee käme ihn alltäglich zu fahren), dann werden sicher die Begehrtesten die ganz frühen 350er mit Schaltgetriebe und Plastik - schlicht weil es die allerseltensten sein werden (Ungnade der frühen Geburt). Und natürlich die allerletzten 500er mit Vollausstattung, weils schlicht der Gipfel des Machbaren war.

Schauen wir doch mal rüber zu Jaguar - XK120 - kann man zwar nicht drin sitzen, ist aber am urigsten - XK140 - irgenwie dazwischen XK150 der beste. E-Type 3.8 flatfloor S1 - die Ikone, S1.5, 2 naja - S3 5.3l V12 das Maximum. Porsche mit Knickscheibe oder noch besser aus Gmünd - wow, danach läßts nach bis wir wieder beim Super90 oder noch besser Carrera das Beliebtheitsmaximum fortsetzen.

Sören

Hi


als ich meinen 107 eher durch Zufall gekauft habe, stellte ich natürlich recht schnell die Abwesenheit des Holzes fest. Ein Reflex ließ mich gleich bei Ebay vorbeisurfen um möglichst viel Holz zu erstehen.
Dann kamen mir die ersten Originalitätsbedenken. So ist es denn bei der reinen LEERE geblieben. Bereut habe ich es bisher nicht. Original ist mir im Moment halt lieber als die Luxusoptik.......auch wenn ich diese besser finde.


Gruß

Andi

Meiner kam ab Werk ohne Holz. Den holzernen Schmuck brauch ich Heute auch nicht, auch wenn ich beim 107 kein Originalfreak bin. Soll jeder machen wie er lust hat

MfG

Sven Olav

Emanresu,

stell Bilder ein, Autos die vor dem Krieg gebaut sind , sind ja wohl der Hammer.....!


Martin

Hallo,

ich sehe es etwas anders.

Mit der reinen Lehre verbinde ich nicht den Purismus bzw. die Abstinenz von Luxus sondern die grösste Nähe am Entwurf des Automobil-Designers.

Es gibt unendlich viele Beispiele im Autobereich. Gerade in 70er und 80er Jahren, wo Sicherheitsaspekte und die plötzliche Ablehnung von Chromschmuck (dechroming) Fahrzeuge während ihrer Bauzeit verändert haben.

Und der R107 ist aufgrund seiner langen Bauzeit eben ein gutes Beispiel hierfür.
1971 hätte sich wahrscheinlich noch niemand den SL mit MOPF-Spoiler oder gummierten Türfgriffen vorstellen können. Das konnte nur die Zeit bringen.

Somit wäre auch für mich der Hauptgrund für den Erwerb eines ganz frühen 107ers die grösstmögliche Nähe am Original-Design-Entwurf, auch wenn es zwischen Entwurf und Serienmodell leider immer noch ein weiter Weg ist.

Viele Grüsse von/aus Berlin

Björn

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Berlin am 31-12-2006 11:38 ]