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Offener Brief an den Hausmeister

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21 Nov. 2004 10:26 #18821 von Micha B.
Offener Brief an den Hausmeister wurde erstellt von Micha B.
Moin,

der folgende Brief landete heute in meinem Maileingang und ich dachte mir, es kann nicht schaden mal ein paar Gedanken an seinen Inhalt zu verschwenden...


Lieber Herr Hausmeister,

unlängst fand ich bei meiner Suche nach Teilen für den 107 ihr Forum, darauf aufmerksam gemacht wurde ich durch einen anderen SL – Fahrer, der sich zufällig an der selben Tankstelle bediente, die auch ich aufsuchte.
Vor Ort, also an der Zapfsäule wurde mir klar, das ich in ihrem Forum niemals würde schreiben, geschweige denn mein Auto präsentieren dürfen! Sie werden sich nun fragen, warum sollte er das nicht können? Ganz einfach, die Kluft zwischen den normalen SL und meinem ist einfach zu groß, es würde unweigerlich zu Meinungsverschiedenheiten führen und somit eine immerwährenden Konflikt auslösen. Wie ich zu dem Auto kam war eine Reihe von Zufällen, die ich untenstehend mal zu Papier gebracht habe.

Meinen SL fand ich auf einem Schrottplatz, dort teilten sich vier SL und fünf Coupes in rostiger Eintracht auf ihr Ende wartend, eine ruhige Ecke des Areals. Sie waren übereinander gestapelt und nichts und niemand schien sie noch erretten zu können.

Auf diesen Schrottplatz geriet ich zufällig in der Ausführung meiner broterwerbenden Tätigkeit der ich eines schönen Tages in einem Nachbargebäude nachging. Dort schaute ich bei einer Kaffeepause zufällig aus einem Fenster, das den Blick auf das Gelände des Automobilen Ablebens zuließ. Als ich mich schon schaudernd abwendete, traf mich ein reflektierender Sonnenstrahl und ich fragte mich, was denn dort unten noch in der Lage sei, zu glänzen....also schaute ich genauer hin und identifizierte das funkelnde Etwas als einen großen Stern, der einen Kühlergrill zierte. Zunächst nahm ich das einfach nur zur Kenntnis und widmete mich wieder meiner Aufgabe. Was ich in der Folgezeit auch tat, ständig schwirrte der glänzende Stern durch meine Gedanken, was mag dahinter stecken, was für ein Mercedes ist es? Ich beschloss also, der Sache nach meinem Dienst, auf den Grund zu gehen, ich musste es einfach wissen.
Zur Mittagszeit begab ich mich in die Betriebskantine um eine wohlverdiente Mahlzeit zu mir zu nehmen als ich zufällig ein entfernt vertraut wirkendes Gesicht registrierte und es zu näheren Identifizierung, in längeren Augenschein nahm.
Unter dem Gesicht befand sich eine, hier in dieser Umgebung befremdlich wirkende Montur, dreckig, speckig und Ölig war die ganze Erscheinung, hier in dieser Firma, wo die Damen und Herren vornehm in eleganter Kleidung einher schritten, ein absoluter Blickfang. Das Gesicht aber schien damit keine Probleme zu haben und auch die Eleganten würdigten ihn keines längeren Blickes, nickten ihm aber stets freundlich zu, wenn sie ihn erblickten.
Mittlerweile hatte der ölige Fremde meine fragenden Blicke bemerkt und begann seinerseits mich zu mustern. Auch bei ihm arbeitete es anscheinend und mir wurde klar, den kenne ich!
Nach einer Weile wurde es uns zu dumm, überlegen, blöden grinsen konnte nicht alles sein und so gesellte ich mich zum Öligen.

„Tag, darf ich mich setzen?“
„Aber ja Herr Hauptgefreiter, nehmen sie Platz!“

Jetzt traf es mich wie ein Keulenschlag, .......mein alter Obermaat saß hier vor mir und kaute genüsslich grinsend an einem Kotelett!
Die nächsten fünf Minuten waren wir völlig aus dem Häuschen, 20 Jahre hatten wir uns nicht mehr gesehen und dann doch fast auf Anhieb wieder erkannt! Die Pause wurde natürlich weit überzogen und wir beschlossen uns nach Dienst zu treffen um über alte Zeiten und das heutige Wiedersehen ausgiebig zu palavern.
Ich fände ihn nebenan auf dem Autoverwertungsplatz, ließ er mich noch wissen und verschwand.......
Um die Sache ein wenig abzukürzen, wir trafen uns am Nachmittag und verbrachten den ganzen Abend miteinander, vergessen war der funkelnde Stern, nur die Freude des unverhofften Wiedersehens zählte. Spät in der Nacht verabschiedeten wir uns, natürlich nicht, ohne ein weiteres Treffen abzusprechen. So kam ich in der folgenden Woche in den Genuss, sein rostiges Reich zu bewundern und natürlich nahm ich die Gelegenheit wahr, den Funkelstern zu suchen.
„Das sind alles alte Karren, die kommen in die Presse!“ gab er mir mit auf den Weg. Ja, da stand ich nun und betrachtete den Schrottberg aus ehemaligen Luxuskarossen.
Links ein gelbliches Coupe, daneben zwei Silberne, dann, in Form einer Pyramide drei Cabrios oben auf gestapelt, das Obere sogar mit Hardtop.
Die beiden restlichen SL, arg ramponiert, lehnten seitlich an diesem Berg und schienen wirklich nur noch auf die Presse zu warten. Plötzlich, ich stand dort eine Zeit lang sinnend, was sie wohl in dieses erbärmliche Schicksal geführt hatte, als mich die Frage; „bastelst du immer noch an alten Karren?“ traf. „Nein Walter, schon lange nicht mehr:“ gab ich zur Antwort, „doch dieser Haufen hier hatte längst meine verschollenen Instinkte geweckt und er, mein alter Obermaat hatte es bemerkt! „den Müll kann ich nicht verkaufen, das sind alles Knallköppe, die solche Autos fahren, die hier schrauben und Teile abmontieren lassen, bring ich nicht fertig, die jammern nur rum, holen sich blutige Finger und wollen handeln wie alte Marktweiber!“ „Aber wenn du Lust hast, lassen wir die alten Zeiten wieder aufleben und machen dir eine Karre fertig!“
Ich schluckte und ließ ein zaghaftes „nein, das muss ich nicht mehr haben“, vernehmen. Sein fettes Grinsen aber sagte mir, was ich bis dahin nicht eingestehen wollte, der Bazillus hatte mich voll erwischt!
So fand ich mich, zum größten Verdruss meiner Angetrauten fortan fast jeden Nachmittag dort ein. Einige Wochen später, meine Holde muss wohl etwas Anderes als rostiges Blech vermutet haben, tauchte sie dort auf um der geheimnisvollen Tätigkeit, der ich anscheinend rettungslos verfallen war, auf den grund zu sehen! Zufällig war auch seine Gattin anwesend und es gab ein ziemliches Geschrei auf dem Platz.....zwei Jugendfreundinnen hatten sich wieder gefunden und waren völlig aus dem Häuschen!!

Klar, das danach jeglichem Schrauberdrang Tür und Tor geöffnet waren, wundervolle Nachmittage verbrachten wir auf diesem Gelände, Sonntags grillten wir in unserem Garten, machten, mit anderen alten Freunden gemeinsame Ausflügen und in der Zwischenzeit nahm mein SL langsam Form an. Meist war mein Obermaat oder ein anderer Freund mit von der Partie und so entstand dieser SL in gemeinsamer Arbeit. Als er fertig war, nahmen wir uns den nächsten Wagen vor und der Schrottberg wurde zunehmend kleiner. Mein öliger Freund hatte Feuer gefangen und ein Dritter im Bunde hatte sich längst ein solches Auto in fahrbereitem Zustand gekauft. Was aber absolute Mangelware war, die Stoßstangen, nur ein Paar bekamen wir als nahezu makellose Chromklasse zusammen, der Rest war mehr oder weniger verbeulter, rostiger Schrott. Doch eines der Coupes war kurz nach seiner Geburt, die Vorbesitzer waren längst ausfindig gemacht und befragt worden, zu einem Racer umgebaut worden und besaß makellose Anbauteile, die nunmehr an meinem Exemplar eine neue Verwendung fanden. Um die Sache stimmig zu gestalten, wurden BBS, vorn 9 und hinten 10Jx17, verbaut. Eine Scheinwerferbatterie, wie sich auch die Rallye – Fahrzeuge aus dem Hause Mercedes hatten, durfte nicht fehlen.
Man glaubt nicht, was so ein Schrottplatz an Schätzen birgt!! Es ist etwas Wunderbares, dort ungebremst stöbern zu dürfen.
Nach etlichen Monaten kam der erste Probestart, der Wagen meines Obermaates lief auch Anhieb, die Motoren hatten wir bis dato nicht angetastet und sie waren ungeöffnet in den Autos verblieben, lediglich ein kurzer Probelauf in der Anfangsphase der Bastelei war erfolgt. Mein Auto strich bei einer kurzen Fahrt mit roter Nummer die Fahnen.....laut kreischend und mit einer mächtigen Ölfahne kam ich kurz hinter den Toren des Platzes zum stehen...Exitus!
Die anderen Maschinen entsprachen alle nicht meinen Vorstellungen, es waren ausnahmslos Reihensechszylinder, M110 und ein M103. Aber, auf dem Schatzplatz wurden wir fündig, etwas anderes hatte ich auch im Grunde nicht erwartet. Eine völlig zerschundene Corvette, die ein Mitglied der ehemaligen Besatzungsmacht durch einen Straßengraben geschunden hatte, lag dort und sprach; „nehmt mein Herz, es wird schon passen!“
Es war ein 7,2 Liter Big-Block, ausgestattet mit den zweifelhaften Errungenschaften der amerikanischen Tuningszene! Kompressor, Ladeluftkühlung und Dergleichen mehr ließen mich die kühnsten Dinge erwarten. Ich will es kurz machen, das monströse Teil passte nach mehr oder weniger einschneidenden Operationen in den Bugraum des Sl!
Ein, mit dem Obermaaten befreundeter TÜV-Mann machte das Unmögliche möglich und so fahre ich heute meinen einzigartigen SL. Mit 450 PS befeuert und genialer Optik mache ich die Straßen von Hamburg unsicher, wurde aber leider des öfteren von den „richtigen“ SL Fahren dumm angequatscht, weshalb ich mich von der Bande soweit möglich fernhalte und wir unsere Autos lieber zu Dritt genießen. Die beiden Kumpel haben sich zwischenzeitlich ebenfalls für diese, etwas ungewöhnlich, dennoch zeitgemäße Optik entschieden und wir haben einen Mordspaß mit den Fahrzeugen.

Die Sternzeit ist für uns Pflichtlektüre geworden, wir sind auch angemeldet aber halten uns lieber im Hintergrund.

Viele Grüße vom Hauptgefreiten, seinem Obermaaten und deren Kumpel Otto.
[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Micha B. am 21-11-2004 10:27 ]

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21 Nov. 2004 10:59 #18822 von laura
laura antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
Mojen,
eine lustige Geschichte!Den würde ich gerne mal fahren,wenn man auch nicht weiss wie lange das gutgeht,denn das Auti ist sicherlich nicht für die doppelte PS-Zahl gemacht worden.Ich finde die Jungs sollten sich nicht so zurückhalten, sie sind ein Teil der Varianz.Außerdem sind solche Basteleien früher normal gewesen,besonders beim Käfer,das weiss ich aus eigener Erfahrung,wenn ich auch jetzt mehr die Originalität für meine Person schätze.
Grüsse Alfred

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21 Nov. 2004 11:18 #18823 von Juergen
Juergen antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
Auh wenn ich die Zurückhaltung aufgrund einiger unsachlicher Kommentare hier sicherlich verstehen kann so würden mich doch ein paar FOTOS !!! sehr interessieren. Wie immer , deutlich mehr interesseiren als von langweiligen Originalos.

NUR MUT !! Gerne auch als private Nachricht.

Gruss
Juergen


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21 Nov. 2004 11:22 #18824 von strich-acht
strich-acht antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
wie sagt man beim Kartenspiel:

ich will sehen
michael

/8ungsvoll
Michael

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  • Frischling
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21 Nov. 2004 12:05 #18825 von
Moin Herr HG,

bei mir finden sich da offene Ohren, befinde ich mich doch zur Zeit auch in einer verzwickten Situation....
Bin grad dabei, mein Auto in Form zu bringen und die, im Frühjahr anstehend Lackierung macht mir schon jetzt arges Kopfzerbrechen.
Mache ich ein Einehitsfahrzeug aus dem Auto, das man nur anhand des Kennzeichens, "da kommt wieder ein Silberner, wer mag es sein?", von anderen, Gleichlackierten unterscheiden kann oder bring ich meine perönliche Note, "ah, da kommt Willy" rüber?

Schwere Entscheidung....

Gruß Willy

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21 Nov. 2004 12:08 #18826 von Arni
Arni antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
nicht schon wieder silbern... nimm doch eine zeitgenössigere farbe...
grüße

280 SLC Bj. 79

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21 Nov. 2004 12:10 #18827 von

On 2004-11-21 12:08, Arni wrote:
nicht schon wieder silbern... nimm doch eine zeitgenössigere farbe...
grüße


...ist aber Original...

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21 Nov. 2004 12:24 #18828 von Arni
Arni antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
ja aber wenn du dich von den ganzen silbernen absetzen willst, dann keinen astralen. wenn dir silbern gefällt, dann mach ihn wieder silbern... für mich käme immer nur die orioginalfarbe in frage, weil ich den wagen schließlich (auch) deshalb gekauft habe. hätte ich aber einen quitschgelben, dann würde die farbe auch nicht bleiben...

280 SLC Bj. 79

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21 Nov. 2004 12:25 #18829 von Micha B.
Micha B. antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
Es gibt auch andere "originale" Farben.

Micha

Original Typ 107
Original Mercedes
Original Glasurit
Original Kfz.-Lack

oder stattdessen eine ORIGINELLE Lackierung

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21 Nov. 2004 12:30 #18830 von
Schade, schade, grade solch hervorstechende Autos würden mich jetzt wirklich interessieren.
Zwar wird hier immer wieder herzhaft darüber diskutiert, ob dieser oder jener Anbau original ist, aber wenn so ein Totalumbau zu sehen ist, schlägt doch gleich jedes automobile Herz höher....

Gruß
Manni

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21 Nov. 2004 16:08 #18831 von mike_1972
mike_1972 antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
Ist schon bedenklich ....
schade.. sehr schade....
Es scheint genuegend Leute zu geben die sich aufgrund oft vorherrschender "Verurteilung" gewisse Dinge nicht fragen trauen, Sachen fuer sich behalten oder einfach gar nicht posten.

Wobei jeder etwas zur Gemeinschaft beitragen wuerde...

Ich hoffe dass dieser Brief viel positives Bewirken wird

Gruss Mike

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21 Nov. 2004 18:24 #18832 von
hI;

Glaube da mal eher an eine Ente vom Obermaat und den alten Freundinnen....
Auch wenn es noch so rührend klingt, ich kenne keinen Schrottplatz wo sogar mehere 107er stehn.

M.E. ein Märchen was aber bestimmt weiter geht, auch mit Bildern und alles was dazu gehört...nichts für ungut

Martin

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21 Nov. 2004 19:32 #18833 von
Hm, der Gedanke mit der Ente kam mir allerdings auch sehr häufig... Lassn wir uns überraschen, vielleicht gibts dazu demnächst die Auflösung

MAnni

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21 Nov. 2004 22:09 #18834 von gerd
gerd antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
Ich zweifle auch etwas!

So n paar Fotos sollten auch anonym mal drin sein!

Gerd

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22 Nov. 2004 06:08 #18835 von Jean
Jean antwortete auf Offener Brief an den Hausmeister
Moin

sehe ich auch mehr als Joke,
kenne viele SL und Leute aus der Szene in Hamburg.

Da hätte mir sicher achon mal einer etwas erzählt

Verregneten Gruß Jean[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von : Jean am 22-11-2004 06:09 ]

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