Mopf Grauimport, oder nicht?

Guten Abend zusammen,

ich habe vor zwei Jahren mein Fahrzeug gekauft und beschäftige mich jetzt erst intensiver damit.
Ich möchte gern ein wenig mehr zur Historie herausfinden, da diese leider eher unvollständig bis nicht vorhanden ist​. Mir ist klar, dass ich jetzt nicht den genauen Werdegang herausbekommen kann, aber vielleicht ein paar Informationen doch zu bekommen sind, besonders zum Thema Bestellung.
​​​​​Es handelt sich bei dem Fahrzeug um einen 09.1985er 500SL Mopf. Es muss meiner Meinung nach eines der ersten Fahrzeuge gewesen sein.
Das Auto wurde laut LastVIN in München bestellt, da aber schon als US Ausführuhrung. Historisch betrachtet gab es laut meiner Recherche in den Vorjahren rege Grauimporte in die USA aufgrund der günstigen Währungssituation. Das änderte sich aber ja dann und mit Einführung des Mopf gab es ja dann auch den 560er in den USA, weshalb ein Import der Mopf 500er auch eher unineressant wurde. Zudem waren ja wohl Mercedes die Grauimporte verständlicher Weise auch ein Dorn im Auge.
Ich las, dass "Diplomatenfahrzeuge"  (Privatautos, keine Dienstfahrzeuge) grundsätzlich bei der Bestellung auf das Heimatland codiert wurden und eben auch ausgeiefert wurden. Im Fall bedeutete dies für deutsche Fahrzeuge mit US "Vorrüstung": Eurostoßstangen mit verstärkten schwarzen aufgesetzten Pralldämpfern, EU Scheinwerfer, US Heckleuchten, US Tacho und Beschriftung. (Laut meinen Informationen)
US Tacho hat meiner nicht mehr, englische Beschriftung an der Parkbremse, ich glaube der Tempomat ist deutsch, Heckleuchten innen US, Frontleuchten Euro und eindeutige Abdrücke an der Stoßstange, wahrscheinlich weil eben da die Pralldämpfer drauf waren.
Ich las aber ebenso, dass von Mopf 500ern nur 9 sogenannte US Diplomatenfahrzeuge existieren. 
Meine Frage dazu lautet jetzt, ob meine Infos, welche ich viel auch aus diesem Forum bezogen habe, schlüssig zusammengesetzt habe und daraus folgert, dass es einer dieser 9 Fahrzeuge sein kann, oder ob es doch noch weitere Möglichkeiten gibt, warum das Fahrzeug diese US Ausstattung ab Werk hatte, zum Beispiel Standardverfahren einer Bestellung eines US Bürgers der in Deutschland lebte, siehe GIs. Die Fahrzeuge der Armeeangehörigen sind ja auch viel in US amerikanischer Ausführung in Deutschland ausgeliefert worden.

Mein Fahrzeug wurde wie gesagt 1985 im September gebaut. Auslieferung konnte ich nicht nachvollziehen. 
Wann der Wagen in die USA ging, leider auch nicht. In den 2000er Jahren lief das Auto im Großraum San Francisco und kam dann 2019 zurück nach Deutschland. 
FIN: WDB1070461A037351

Danke und viele Grüße

Michael

Moin Moin
also ich würde , die Zwischenschritte von Stoßstangen
in ihrer Komplettheit sehen .
EU Stoßstange mit Hörner , EU Stoßstange im Trägersystem verstärkt , US Stoßstange . Bei der US Stoßstange anderes
Haltesystem . Die Grey Market haben zumeist die Verstärkten Stoßstangen . Somit sehen die äußerlich
aus wie normale EU Stoßstangen .
mfg Günter Trunz

Auslieferung nach München, Versanddatum 2.10.85, also gebaut in der Woche davor, die MOPF-Umstellung begann Ende August.
Das Fahrzeug hat keinerlei Code für US oder sonst irgendwas, war also ein rein deutsches Fahrzeug das nachträglich umgerüstet wurde, ist aber nicht ungewöhnliches.
 

Hallo Rolf,

das Lastvin.com kein Mercedes-Tool ist ist mir völlig klar, trotzdem liefert es für Laien plausible Werte und bei dem Fahrzeug von Michael stehen doch drei Ausstattungen mit US-Bezug:
461 INSTRUMENT WITH MILES IND. AND ENGLISH LEGEND
491 U.S. VERSION
519 BECKER RADIO MEXICO GRAND PRIX, ELECTRONIC (USA)

Kannst Du uns hier Aufklären, warum das ein rein deutsches Fahrzeug ist?

Vielen Dank und 
 

Moin Moin
die Grundfrage könnte sein , konnte jeder Mercedes Händler in den USA ,den 500 SL in Deutschland ordern .
Da das Fahrzeug anscheinend keine Aufnahmeplatten für die US Stoßstange hat , ist das Fahrzeug wie zig andere
behandelt worden . Verstärktes Stoßstangenträgersystem ,
hatte somit nie die Variante 71-73 also mit Hörner . Das hätte Mercedes nie gemacht , bei dem Baujahr und in den USA auch keine Zulassung bekommen . Auf dem Bild
ist eine verbaute Verstärkung zu sehen , davor eine Demontierte , dort 13mm x40mm Flachstahl der im Trägersystem verschweißt wurde . Nur Insider mit Kenntnis , bekommen so was wieder raus ohne alles zu zerstören .
mfg Günter Trunz

was in irgendwelchen Pseudo-Nicht-Mercedessystemen drinsteht kann keiner nachvollziehen und an dem orientiere ich mich auch nicht, vielleicht hat der Umbauer das dort nachträglich hinterlegt, im offiziellen Auslieferungsdatensatz steht auf jeden Fall nichts davon drin, also hat das Fahrzeug das Werk am 2.10. in diesem beigefügten Zustand verlassen.
Auch in den SAA-Nummern steht keinerlei Hinweis dazu und Günter hat es ja auch schon beantwortet.

 

Hallo,

auch ich kann bestätigen, dass Lastvin falsche Angaben macht. Das ist zwar kein deutsches Auto , da im Freistaat Bayern in München ausgeliefert, aber doch ein Europäer. Es kann auch niemals ein US Fahrzeug gewesen sein, da Mercedes-Benz den 500 SL nie für USA homologierte und produzierte, nicht mal als Touristenfahrzeug. Da gab es den 560 SL bzw. den 380 SL.

Was die Amis dann bei einem Grauimport mit Kat, Tacho und Stoßstangen getrieben haben, steht auf einem anderen Blatt.

Das kann ich ebenfalls nur so bestätigen, auch viele 380 und 560 SL wurden nachträglich durch diverse Händler mit Chromfelgen, "Pinstripes", versehen, was in dieser Form so auch nie vom Werk ausgeliefert wurde.  Den 500 SL gab es in den Staaten ursprünglich nur als Grauimport in EU-Version. 

Hallo zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Dann bin ich schon mal ein ganzes Stück schlauer und kann jetzt ein bisschen nachvollziehen wie sowas damals gehandhabt wurde.
Nach den Verstärkungen werde ich schauen.
Danke auch an Rolf für die echten Informationen incl. Auslieferungsdatum und für die Info, dass man den VIN Decodern nicht unbedingt trauen kann.

Viele Grüße

Michael

Servus,

hatte selber einen 500er im Augenschein , der 2016 aus San Francisco aus den USA zurück gekommen ist .
Interessanterweise  war Erstzulassung in München und der Besitzer ist dann in die USA ausgewandert und hat den mitgenommen und entsprechend in den USA umgebaut .
Nach meiner Erinnerung gab es aber damals schon ab dem Zeitpunkt , wo der  in den USA war ( Ende der 80ger ) ein Carfax . Hast du das schon probiert ? 

Peter 

Hallo Peter,

danke für Deinen Ansatz. Ein Carfax habe ich, die ersten Einträge sind aber erst in den 2000ern zu verzeichnen.
Nach meinem Kenntnisstand gab es nicht in jedem Bundesstaat von Anfang an Carfax.
Deshalb gehe ich davon aus, dass das Fahrzeug erst nach Verkauf oder Umzug nach Kalifornien "Aktenkundig" wurde.

Viele Grüße

Michael

Grauimporte in den 80ern durch US Angehörige waren damals gängige Praxis Erstauslieferung erfolgte in D danach fuhren die Autos einige Monate bei uns rum dann konnte der Kollege das Auto mit Eigentumsnachweis bei Rückkehr in die USA als Umzugsgut zollfrei mitnehmen.

Bei damaligen $/ DM Wechselkurs ein durchaus lukratives Geschäft