Abgebrochener Gewindebohrer

Mahlzeit Freunde,

ich habe gerade etwas ausprobiert, wovon ich zunächst nicht glauben wollte, dass es funktioniert.

Zur Vorgeschichte:

Ich habe am Aluminium-Bauteil eines Bootes (Spiegelplatte vom Z-Antrieb, 25 Jahre im Salzwasser) ein M8 x 1.25 Gewinde nachschneiden wollen, weil die Schraube nicht mehr ganz reinging. Die Tiefe des Sackloches habe ich vorher ausgemessen und war für die Schraubenlänge großzügig bemessen. Wie das Leben so spielt, ist mir der Gewindebohrer im Loch abgebrochen. Selbst viel Rumtelefonieren förderte keine besonders zielführenden Vorschläge zutage. Mein Freund Schubi, der eine große CNC-Schleiferei und Werkzeugfabrik hat und echt Bescheid weiß, empfahl mir sogar, das ganze Teil auszubauen, damit er es auf seiner Maschine senkerodieren kann.

Durch I-Net Recherche bin ich dann auf eine Firma gekommen, die sich Gewindekrone nennt. Die verkaufen Spezialwerkzeuge, die in die Span-Nuten der Gewindebohrer eingreifen, sodass man sie dann wieder rausdrehen kann. Ich hätte nie gedacht, dass das geht. Bei mir war sogar ein erschwerter Fall, weil das Gewinde, wie ich erst im Nachhinein festgestellt habe, mit einem Helicoil-Einsatz versehen war, der sich gerade in Wohlgefallen auflöste und sowohl gewinderbohrerseitig, als auch im Alu-Werkstück komplett verkantet war.

Ich habe es trotzdem geschafft, diesen Gewindebohrer rauszubekommen. Es ist absolut unglaublich, was man für Kräfte über dieses winzige Werkzeug in das Bruchstück einleiten kann, ohne, dass was kaputt geht. Der Gewindebohrer-Rest ist mitsamt Helicoil-Einsatz rausgekommen.

Weil das so toll funktioniert hat, aber selbst eingefleischte Werkzeug-Profis wie mein Kumpel Schubi oder mein Stiefvater (KFZ-Meister) das vorher nicht glauben wollten, will ich an dieser Stelle für die selbstschraubenden Kameraden diesen Hinweis und eine uneingeschränkte Empfehlung geben. Selbst der hochgeschätzte Forumskollege Acki, der es mit allen technischen Geräten EXTREM genau nimmt, hat vor einigen Tagen vor dem Ding gestanden und meinte wörtlich: "Kriegste nich raus. Scheiß drauf." Und er gehört nun echt zu den Typen, die niemals aufgeben.

Also teure Freunde ..... wenn euch mal ein Gewindebohrer abbricht, ist das ab sofort kein Beinbruch mehr.


André

Du hast einfach nur Glück gehabt, das Werkzeug gibt es schon langem, selten einen Erfolg damit gesehen.
Bei dir ist meines Erachtens der Gewindebohrer abgebrochen als er auf den Helicoil-Einsatz
traf. Durch das ehemalige einsetzen des Einsatzes ist natürlich ein größeres Gewinde entstanden, vermutlich wurde der Einsatz auch zu tief eingebracht, aber egal, Späne kann es bei dir nicht gegeben haben, höchstens Abschabungen vom nicht anbeißen des Gewindebohrers die das Loch noch größer gemacht haben, dadurch lies sich der abgebrochene Gewindebohrer entfernen, wäre auch ohne das Werkzeug gegangen.
Schaue auch genau auf das Video, da sieht man auch keinen einzigen Span, da wird der Gewindebohrer eingedreht, wenn nicht sogar der abgebrochene eingedreht wurde, da ist es kein Problem den wieder heraus zudrehen, ist ja nicht festgeklemmt.
Stell dir einfach einen Gewindebohrer M3 oder jede andere Größe vor, den drehst du rein unter Arbeit, so dass Späne entstehen und sich alles verkeilt, im Leben bekommst du den nicht mit dem Werkzeug wieder heraus, da brechen eher die Stifte am Werkzeug ab, da diese Stifte am Werkzeug im Verhältnis zum Kern des Gewindebohrers einfach zu schwach sind.

Dein Bekannter hat recht, in den meisten Fällen hilf nur erodieren, er konnte ja nicht wissen, dass es sich um ein vergrößertes repariertes Gewinde mit Helicoil-Einsatz handelte.
Übrigens, das Werkzeug holt auch keinen Helicoil-Einsatz heraus, dieser besteht aus einer Art gehärteten Gewindespirale die unter Vorspannung eingedreht wird, wenn du nur an einem Stücken dieser Spirale herran kommst, kannst du diese mit einer Spitzzange wie einen Draht leicht herausziehen.

Aber Hauptsache das Gewinde ist wieder repariert, das war in deinem Falle wichtig. Ich wollte nur mit meinen Betrag vermitteln, dass es nicht so einfach wie in der Werbung geht, ein Meister Proper kommt ja auch nicht ins Haus

....und bei spiralgenuteten GB klappts schon mal gar nicht.

Martin

Moin,

öfter rausziehen, mehr gucken, mehr Öl, mehr reinigen und weniger Drehkraft hätten den Abbruch wahrscheinlich verhindert.

Gruß
Willy

Ist schon klar.

Wie selten dämlich von mir. DU hättest mit schlafwandlerischer Sicherheit SOFORT erkannt, dass 7 cm tiefer in dem Loch ein Helicoileinsatz drin ist. Und DU hättest mit viel Öl und Röntgenblick garantiert den Einsatz dazu überredet, sich nicht zu verkanten, weil DU noch nie einen Gewindebohrer abgebrochen hast.

Hätte hätte Herrentoilette

Nö,

erkannt hätte ich zunächst gar nichts, jedoch zeitiger inne gehalten, zu viel Kraft in den Gewindebohrer zu schicken. Ich habe an Teilen, die weniger unzugänglich waren, üben können.
Ich weiß halt, wie brüchig diese Bohrer sind....

Mein letztes Gewinde habe ich, auf dem Wasser, in die Masthalterung einer Neptun geschnitten, weil uns da dämlicher Weise der Mast über Bord ging und die Halterung ein wenig umkonstruiert werden musste.

Gruß
Willy

André, ein Dankeschön für Werners hervorragenden Kommentar hast Du nicht übrig, aber um Willy in die Wade zu beissen fängst Du an zu tippen. Sympathisch geht anders.

Frieder

On 2013-06-05 06:56, Sandokan500 wrote:
....und bei spiralgenuteten GB klappts schon mal gar nicht.

Martin

Martin,
kannst dus nicht mal so umständlich beschreiben wie ich, ist richtig gemein
mit drei Worten auf den Punkt zu Kommen

On 2013-06-05 15:41, megajag wrote:
André, ein Dankeschön für Werners hervorragenden Kommentar hast Du nicht übrig, aber um Willy in die Wade zu beissen fängst Du an zu tippen. Sympathisch geht anders.

Frieder

Hi,

ich trage dicke weiße Socken in meinen Sandalen, da beißt so schnell keiner durch. Ich fand die Einschätzung meiner Fähigkeiten bemerkenswert präzise, nur dass ich früher doch mal einen Bohrer zerbrochen habe und daraus lernte, hat er nicht erahnt.

Gruß
Willy

Hallo,

bei einem Aluminium-Werkstück empfiehlt sich auch
Spiritus als Schmierstoff wenn ich nicht irre.

Gruß Jan

Hallo,
nur das Spiritus in einem Helikoileinsatz gar nichts zu tun hat da dieser aus Federstahl ist.
Ich als Maschinenschlosser mus Andre erst mal in Schutz nehmen. Als Laie wird er gar nicht wissen, daß es solche Einsätze gibt und ich als Fachmann hätte ihn in der Tiefe auch nicht gesehen. Da das Gewinde defekt war war der Einsatz schon lang gezogen und hat sich im Gewindebohrer verkeilt da nützt auch vor und zurückdrehen nichts sowas passiert.
Das er doch mit dem Gewindeausdreher raus ging ist aber ein Wunder den normalerweise ist da nur mit erodieren was zu machen. Da der Gewindebohrer dann doch mit Eisatz raus kam liegt eher daran, daß der Helikoileinsatz sich doch irgendwie gelöst hat und mit raus ging.
Grüße
Mike